Ohne Leichtbau keine Elektromobilität VDI und Carbon Composites e. V. richten erstmals gemeinsam Leichtbaukongress aus

Zu den Ausstellern des Leichtbaukongresses gehörte die Embro GmbH Auerbach/V.
Zu den Ausstellern des Leichtbaukongresses gehörte die Embro GmbH Auerbach/V. Das Unternehmen ist auf technische Stickereien wie Heizelemente oder RFID-Antennen sowie Trocken-Preforms spezialisiert. (Foto: Ina Reichel)
27.07.2017 | Redaktion Autoland

Nach dem Motto „Weniger ist mehr“ haben der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und der Carbon Composites e. V. (CCeV) Veranstaltungen gebündelt und erstmals gemeinsam den Leichtbaukongress ausgerichtet. Die Premiere fand mit rund 120 Teilnehmern am 13. und 14. Juni 2017 in Leipzig statt.

Die Botschaft der auf die Automobilindustrie ausgerichteten Veranstaltung war eindeutig: Ohne Leichtbau keine Elektromobilität. Auch alternative Antriebe haben dazu geführt, immer mehr Gewicht ins Fahrzeug zu bringen. Deshalb heißt die Aufgabe für die Branche, Masse zu reduzieren, unabhängig von dem Treibstoff, der das Fahrzeug bewegt. Dieses Eingangs-Statement von Kongressleiter Heinrich Timm, Vor­stand des CCeV und ehemaliger Chef des Audi-Leichtbauzentrums, griffen die Referenten aus verschiedenen Blickwinkeln auf.

Leichtbaukomponenten des Mercedes -AMG GT R

Leichtbaukomponenten des Mercedes -AMG GT R wurden genau in Augenschein genommen. Für den intelligenten Materialmix des Fahrzeuges gab es den erstmals verliehenen Leichtbauaward. (Foto: Ina Reichel)

Prof. Dr. Hubert Jäger, Vorstandssprecher des Instituts für Leichtbau und Kunststofftechnik der TU Dresden und Vorstandsvorsitzender des CCeV, zeigte in seinem Vortrag „Quo vadis Leichtbau?“ auf, dass man sich heute mit evolutionären Prozessen statt revolutionären Sprüngen auseinandersetzen müsse und hierbei neuen Materialien und Systemen eine entscheidende Bedeutung zukomme. Für Europa kommt es darauf an, weiter hart an seiner Vorreiterrolle, beispielsweise bei Stahlentwicklungen, zu arbeiten und Vorsprung vor dem asiatischen Raum zu halten, da sich dort die wesentlichen Rohstoffe für Stahl, aber ebenso für die Leichtbauwerkstoffe Aluminium und Carbon befinden. Bei Entwicklungen komme es darauf an, in hybriden Systemen denken zu lernen, um einen optimalen Leichtbau zu realisieren. Jäger forderte darüber hinaus zu einem Politik- und Kulturwandel auf, um Technologien, die in Deutschland bzw. Europa entwickelt werden, auch zügig hier umzusetzen.

Dass dieser Appell mehr als berechtigt ist, verdeutlichte Dr. Bin Wei vom Premium-Anbieter für E-Autos NIO NextEV, der darlegte, mit welchen stringenten Wachstumsraten China das Thema Leichtbau angeht.

Den Einfluss der E-Mobilität auf zukünftige Leichtbaukonzepte thematisierte Prof. Dr. Markus Lienkamp vom Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik der TU München. Die Wissenschaftler haben ein Tool entwickelt, mit dem in einer frühen Konzeptphase das Komponenten- bzw. Gesamtfahrzeuggewicht ab­ge­schätzt werden und auf dieser Basis der Elek­troantrieb u. a. hinsichtlich Reichweite optimiert ausgelegt wird. Eine Erkenntnis ist, dass sich Aluminium gut für ein E-Auto in der Golfklasse eignet, um kostengünstig Gewicht auch bei der Batterie zu sparen. Der Einsatz von CFK führt hingegen zu einer unverhältnismäßigen Verteuerung.

Im Rahmen des Kongresses wurde erstmals ein Leichtbauaward verliehen. Nach Vorentscheidung durch eine Jury konnten die Teilnehmer den Sieger aus drei Nominierten be­stimmen. Zur Wahl standen eine Hybrid-Sheet-Moulding-Compound-Technologie für Luftfahrtanwendungen, eine Rautenfalttech­nologie für freiformbare Leichtbaustrukturen sowie der intelligente Materialmix im Mercedes-AMG GT R. Das Votum der Teilnehmer fiel zugunsten des Materialmix aus Magnesium, Aluminium und Carbon im Mercedes aus. Trotz Mehrausstattung konnte das Gewicht gegenüber dem Basisfahrzeug um 12,5 Kilogramm reduziert werden.

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