AMZ-Branchenmonitoring: Zulieferer angespannt, aber optimistisch

Die derzeitige Planungsunsicherheit benennen sächsische Automobilzulieferer im AMZ-Branchenmonitoring 2021 als eines ihrer größten Risiken. Trotz hoher Anspannung bleiben die meisten Unternehmen in ihrer mittelfristigen Perspektive jedoch überwiegend optimistisch.
Die derzeitige Planungsunsicherheit benennen sächsische Automobilzulieferer im AMZ-Branchenmonitoring 2021 als eines ihrer größten Risiken. Trotz hoher Anspannung bleiben die meisten Unternehmen in ihrer mittelfristigen Perspektive jedoch überwiegend optimistisch. (Foto: Gerd Altmann/pixabay)
03.12.2021 | Redaktion Autoland

Der Wirtschaftsmotor stottert. Das spüren auch die sächsischen Automobilzulieferer. Lieferengpässe, Kostensteigerungen bei Vormaterialien, ständige Produktionsunterbrechungen und immer wieder Pandemie-Themen bringen den 2021 erhofften Re-Start ins Stocken. Zwar bleiben die Unternehmen in ihren mittelfristigen Erwartungen und Planungen optimistisch – aber die ausgeprägte Planungsunsicherheit stellt ein unübersehbares Risiko dar. Das sind wesentliche Ergebnisse des Branchenmonitorings 2021, welches das sächsische Automobilzuliefernetzwerk AMZ im Zeitraum 18. Oktober bis 5. November durchgeführt hat.

Wie angespannt die Situation immer noch ist, zeigt der Vergleich zum Vorjahr. Etwa 40 Prozent der Unternehmen melden selbst gegenüber dem Corona-Jahr 2020 rückläufige Umsätze und 31 Prozent rückläufige Mitarbeiterzahlen. Im Vergleich zu 2019 sind die Vor-Corona-Werte noch lange nicht erreicht. Als wesentliche Ursachen dieser Entwicklung nennen die befragten Unternehmen nahezu gleichgewichtet fortbestehende Folgen der Corona-Krise, Materialprobleme sowie nicht planbare Volumenreduzierungen seitens der Kunden. Diese Situation wird noch einige Monate andauern. Die Mehrheit der Unternehmen erwartet eine Erholung erst in zwölf Monaten.

Von Lieferengpässen und Kostensteigerungen bei den Vormaterialien sind nahezu alle Unternehmen ähnlich hoch betroffen (Anteil 80 Prozent). Die Versorgungskrise ist nicht nur eine Chip-Krise bei den OEM. Der Zulieferindustrie fehlt es an allem: Elektronikkomponenten, Stahl, Aluminium, Metalle, Kunststoffmaterialien und Granulate, Verpackungen, Baustoffe u. a.

Auch die historischen Höchststände bei den Material- und Energiepreisen machen den sächsischen Zulieferern zu schaffen. Kurzfristige Stornierungen von Abrufen durch die OEMs führen bei den Zulieferern zu Mehraufwänden durch Logistik, Lagerung und Rüstkosten. Ihnen fehlt es an Planungssicherheit durch intransparente Produktionsunterbrechungen. Den damit verbundenen hohen Volatilitätsforderungen der OEMs kann die Produktionsplanung nicht mehr folgen. Die signifikant reduzierten Abnahmemengen haben einen hohen Einfluss auf die Fixkostenplanung der Lieferanten.

Für die Regulierung der Kostensteigerungen haben nur gut 16 Prozent der Firmen gesicherte Vereinbarungen. Zwei Drittel der Unternehmen setzen bei der (teilweisen) Kompensation von Mehrkosten auf Verhandlungen.

All dies vollzieht sich während des automobilen Strukturwandels und der sich beschleunigenden Trendwende zur E-Mobilität. Höher als in den Vorjahren verfügen jetzt bereits mehr Betriebe über Aufträge für Teile/Komponenten für Elektrofahrzeuge; allerdings weit überwiegend noch mit einem Umsatzanteil von kleiner 25 Prozent.

Trotz aller Belastungen und Planungsunsicherheiten bleibt Sachsens Zulieferindustrie in ihrer mittelfristigen Perspektive überwiegend optimistisch. Wie schon im Vorjahr erwarten 89 Prozent der Betriebe ein Wachstum bzw. eine Bestandssicherung an ihren sächsischen Standorten. Unverändert planen auch erfreuliche 71 Prozent mittelfristig Investitionen in der Region, auch wenn es zahlreiche Herausforderungen wie die Personalverfügbarkeit und Anstrengungen zur Erreichung der CO2-Neutralität gibt.

Dies alles steht jedoch unter dem Vorbehalt, dass im Jahr 2022 eine nachhaltige Verbesserung und Stabilisierung der Rahmenbedingungen eintritt.

An der Umfrage haben sich 98 Unternehmen beteiligt. Das Netzwerk AMZ hat derzeit rund 160 Mitglieder.

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