Automatisierung für mehr Resilienz

Agile Automatisierungslösungen u. a. mit dem Modulbaukasten von EKF Automation Freital waren ein Thema zur ersten Session des 6. Sächsischen Tages der Automation am 6. Juli 2021. Weitere Sessions folgen am 13. und am 20. Juli.
Agile Automatisierungslösungen u. a. mit dem Modulbaukasten von EKF Automation Freital waren ein Thema zur ersten Session des 6. Sächsischen Tages der Automation am 6. Juli 2021. Weitere Sessions folgen am 13. und am 20. Juli. (Foto: EKF Automation)
07.07.2021 | Redaktion Autoland

Eigentlich war der 6. Sächsische Tag der Automation für November 2020 geplant. Wie so viele Veranstaltungen musste er pandemiebedingt mehrfach verschoben werden und auch sein Format wechseln. Der Industriearbeitskreis Automation im Innovationsverbund Maschinenbau Sachsen Vemas innovativ hat eine clevere Lösung gefunden und die sonst ganztägige Präsenzveranstaltung in drei nutzerfreundliche Online-Formate á zwei bis zweieinhalb Stunden aufgesplittet. Die erste Session führte am 6. Juli 2021 etwa rund 50 Teilnehmer an den Bildschirmen zusammen.

„Resiliente Automatisierungskonzepte – Balance zwischen Effizienz und Robustheit“ – mit diesem Titel war der Themenkomplex des ersten Veranstaltungsteils überschrieben. Lösungsanbieter und potenzielle Anwender stellten Perspektiven und neue Herausforderungen in der Automatisierungstechnik aus verschiedenen Blickwinkeln vor.

Resilienz gehört seit Corona zu den Begriffen, die im Wirtschaftssprachschatz an vorderster Stelle Einzug gehalten haben. Ronny Guber von B&R Industrie-Elektronik Leipzig zeigte auf, wie ein neuer Maschinentyp beiträgt, hochflexibel und dabei sehr effizient zu fertigen: die adaptive Maschine. Diese passt sich im laufenden Betrieb automatisch an unterschiedliche Produkte an. Dazu ist es erforderlich, bestehende und neue Technologien zu einer Gesamtlösung zu verschmelzen. Insbesondere geht es hierbei um das qualitäts- und produktivitätsfördernde Zusammenspiel von Transfer- und Vision-Systemen, von Robotik, Digitalem Zwilling und Simulation sowie eingebetteten IIoT-Lösungen.

Agil automatisieren mit Modulbaukasten

Von der Maschine zur Anlage führte Tobias Jordan von EKF Automation Freital die Zuhörer. „Robust, Flexibel, Digital – Agile Automatisierungslösungen für die Zukunft“ lautete der Titel seines Vortrags. Den Anforderungen nach steigender Baugruppenindividualität, kleineren Losgrößen, verlängerten Produktanlaufkurven und der Anpassung von Investitionen an Jahresstückzahlen begegnet das Unternehmen mit dem EKF-Modulbaukasten. Auf Basis der Montageplattform werden die einzelnen Stationen mit einem individuellen Automatisierungsgrad ausgerüstet. Möglich ist die Integration verschiedener Technologien für neue Produktanforderungen. Mit der Anlagenvisualisierung wird fehlerfreies Rüsten und eine Fehlerlokalisierung im virtuellen Raum möglich. Durch die Anbindung an die EKF Service App können mit Hilfe der interaktiven Wartungs- und Instandhaltungsanleitungen die Stillstandzeiten auf ein Minimum gesenkt und die Anlageneffektivität auf Rekordniveau gebracht werden. Eine übergeordnete Datenbank erlaubt die Zuordnung aller Anlagenparameter bis aufs Einzelteil.

Brennstoffzellen-Technologie erwacht aus „Dornröschenschlaf“

Ein großes Anwendungsfeld für die Automation bietet die Produktion von Brennstoffzellen. Diesen Fakt verdeutlichte Dr. Ulrike Beyer vom Fraunhofer IWU in ihrem Vortrag. Die Klimaziele rufen die Brennstoffzellen-Technologie aus ihrem „Dornröschenschlaf“. Weil die Nachfrage bisher fehlte, gibt es so gut wie keine Automatisierung der Fertigung. Das soll sich mit dem Nationalen Aktionsplan Brennstoffzellen-Produktion ändern, der vom Fraunhofer IWU koordiniert wird. Das Fundament bilden 20 Fraunhofer-Institute sowie lokale Netzwerke, die zu regionalen Technologiehubs entwickelt und in fünf Clustern integriert werden. Im Cluster Ost wird die Kompetenz im Bereich Bipolarplatten und Stacking auf- und ausgebaut. Hier eröffnen sich neue Wertschöpfungspotenziale u. a. für die Zulieferindustrie, um den Wandel von der konventionellen zur neuen Mobilitätswelt zu meistern. Unterstützung bietet dafür die in Chemnitz im Aufbau befindliche Referenzfabrik für Brennstoffzellen- und Elektrolyseur-Technologie.

Einen „Teufelskreis“ durchbrechen

Mit etwas anderen Anforderungen bezüglich Automatisierung machte Andreas Strauch von camLine Dresden die Teilnehmer bekannt. Im Bereich der Medizinprodukteherstellung liegt das Augenmerk aus gutem Grund nicht ausschließlich auf den Herstellungskosten. Vielmehr erfordern äußerst strenge gesetzliche Vorgaben, diese Fertigung in einem sehr eng kontrollierten Rahmen durchzuführen. Änderungen im Herstellungsprozesses sind um ein Vielfaches kostspieliger als in anderen Industrien. Da auch Prozessverbesserungen in die Kategorie von Änderungen fallen, schrecken viele Hersteller davor zurück. Weniger Änderungen führen aber auch zu weniger Prozessverständnis und dieses wiederum zu weniger Potenzial in der Identifikation von möglichen Verbesserungen. Um diesen „Teufelskreis“ zu durchbrechen, sind die Automatisierung der statistischen Prozesskontrolle und deren Einbindung in die Qualitätsmanagement-Strategie wichtige Schritte, so Strauch.

Auch als Fertigungsunternehmen ortsunabhängig zusammenarbeiten

Wie auch Fertigungsunternehmen mit digitaler und ortsunabhängiger Zusammenarbeit durch die Corona-Krise kommen, zeigte Björn Schuster von N+P Informationssysteme Meerane auf. Er stellte an Beispielen neue Wege und Formen der Zusammenarbeit vor, die auch nach Corona Bestand haben. An Beispielen skizzierte er, wie Unternehmen durch einen sicheren und ortsunabhängigen Zugriff auf Konstruktions-, Fertigungs- und Unternehmensdaten ihren Geschäftsbetrieb und die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit sicherstellen konnten. Wichtige Schritte zur Schaffung einer ortsunabhängigen Arbeit sind dabei unter anderem die Bereitstellung der entsprechenden Hardware, die Schaffung eines sicheren externen Zugriffs auf Unternehmensnetzwerk und -systeme sowie die Vernetzung vorhandener IT-Lösungen. Für die ortsunabhängige Zusammenarbeit mit Kollegen spielen außerdem Aspekte wie die Nutzung eines digitalen Dokumentenmanagementsystems sowie die Automatisierung und Digitalisierung der Unternehmensprozesse eine wichtige Rolle. Mit diesem Vorgehen treiben Unternehmen die Digitalisierung voran und sind für zukünftige Arbeitsmodelle gewappnet.

Fortsetzung am 13. und 20. Juli

Weitere spannende Vorträge zu den Perspektiven der Automatisierung gibt es am 13. sowie am 20. Juli. Der Themenkomplex 2 am 13. Juli befasst sich von 14.00 bis 16.00 Uhr mit Automatisierungstechnik in der Kreislauf- und Recyclingwirtschaft. Am 20. Juli stehen von 14.00 bis 16.00 Uhr Assistenzsysteme zur Prozessoptimierung im Mittelpunkt von Vorträgen und Diskussion.

Wie der erste Veranstaltungskomplex werden auch diese beiden von der Wirtschaftsförderung Sachsen und der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft (CWE) als Kooperationspartner unterstützt.

Das genaue Programm für die Sessions 2 und 3 ist hier zu finden.

Zur Online-Anmeldung geht es hier.

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