Den Lebenszyklus Batterie im Fokus Großunternehmen und Startups sind in Sachsen mit vielen Aktivitäten zu Entwicklung, Fertigung und Prüfung bis hin zum „zweiten Leben“ der Energiespeicher unterwegs

Im BMW-Werk Leipzig werden ab diesem Jahr Module für Hochvolt-Batterien gefertigt. Das Foto zeigt Batteriezellen und Batteriemodule auf der zukünftigen Produktionsfläche für die Module.
Im BMW-Werk Leipzig werden ab diesem Jahr Module für Hochvolt-Batterien gefertigt. Das Foto zeigt Batteriezellen und Batteriemodule auf der zukünftigen Produktionsfläche für die Module. (Foto: BMW)
22.02.2021 | Redaktion Autoland

Neben der E-Fahrzeugproduktion engagieren sich Unternehmen in Sachsen für das „Herz“ von Elektroautos, die Batterie. Die Aktivitäten umfassen den gesamten Zyklus von Entwicklung, Fertigung und Prüfung bis hin zum „zweiten Leben“.

Zu den Akteuren in diesem Bereich gehört BMW. Der Automobilhersteller baut seine Fertigungskapazitäten für E-Antriebe in Deutschland weiter aus. Ab 2021 wird auch das Werk Leipzig Batteriemodule für die Hochvoltbatterien der elek­trifizierten Fahrzeuge der Gruppe produzieren. Das Unternehmen investiert bis 2022 mehr als 100 Millionen Euro in den Standort, um auf den stetig steigenden Absatz elektrifizierter Fahrzeuge vorbereitet zu sein. Bereits in diesem Jahr soll ein Viertel der in Europa verkauften Fahrzeuge der BMW Group einen elektrischen Antrieb haben, 2025 ein Drittel und 2030 die Hälfte.

In die Batteriezellproduktion investiert die Blackstone Resources AG, eine Schweizer Holding, die sich auf die Batterietechnologie, u. a. Festkörperakkus, und den Batteriemetallmarkt konzentriert. Sie hat eine Standortentscheidung pro Sachsen getroffen. Das Tochterunternehmen Blackstone Technology GmbH nahm zum 1. November 2020 seine Tätigkeit in Döbeln auf. In einem modernen Industriebau ist die gebäudetechnische Grundlage geschaffen, die bisher entwickelten 3D-Drucktechnologien in die Serienproduktion umzusetzen. Die Fläche reicht für eine Produktionskapazität von 0,5 GWh pro Jahr. Ab Sommer 2021 soll eine Vorserienproduktion starten. Aktuell sucht das Unternehmen Fachkräfte aus den Bereichen 3D-Druck, Batteriefertigung, Elektrochemie und Administration.

Das estnische Unternehmen Skeleton, Technologieführer für Hochleistungs-Ultrakondensatoren mit Produktion in Großröhrsdorf bei Dresden, investiert weiter in sein Wachstum. Das Unternehmen hat 41 Millionen Euro eingesammelt und damit 2020 eine der wichtigsten Finanzierungsrunden für den Cleantech-Sektor in der EU bestritten. Das Geld fließt in die Entwicklung neuer Technologien sowie den Aufbau neuer Produktlinien für den Automobil-, Industrie- und Windenergiesektor.

Laden in 15 Sekunden

In einem Projekt mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) arbeitet Skeleton an einer Graphenbatterie mit einer Ladezeit von nur 15 Sekunden. Diese besonders schnelle Ladezeit in Verbindung mit Hunderttausenden von Ladezyklen macht die Super-Batterie zu einer perfekten Lösung für die drei Hauptprobleme, die Elektrofahrzeuge betreffen: langsame Ladezeiten, Verschlechterung der Batterie und Reichweitenangst. Das Hauptunterscheidungsmerkmal zu anderen Lösungen ist das patentierte gebogene Graphen-Kohlenstoffmaterial von Skeleton, mit dem die hohe Leistung und lange Lebensdauer von Ultrakondensatoren in einer Graphenbatterie angewendet werden kann. Ultrakondensatoren entwickeln sich zunehmend zur idealen Ergänzungstechnologie zu Lithium-Ionen-Batterien.

2017 hatte das Unternehmen aus Estland eine Ultrakondensatoren-Fertigung in Großröhrsdorf eröffnet. Diese Leistungsspeicher können schneller Energie aufnehmen und abgeben als herkömmliche Batterien.
Investmittel in siebenstelliger Höhe konnte 2020 auch Novum Engineering einsammeln. Das Dresdner Batteriemonitoring-Startup hat eine patentierte Technologie entwickelt, die Großspeichermonitoring jetzt auch offline möglich macht. Mit dem frischen Kapital soll das Produktportfolio im Bereich Großspeicher und Second-Life-Schnelltests für die Automobilindustrie erweitert werden.

Die Bestimmung von Lade- und Verschleißzustand bei Batterien ist aktuell in vielen Fällen noch eine Herausforderung. Novum schafft hier seit sechs Jahren mit künstlicher Intelligenz Abhilfe. Voraussetzung ist bisher ein permanenter Internetzugang sowie eine hohe Datengüte. Um auch die Anwendungen zu bedienen, bei denen diese Voraussetzungen nicht erfüllt werden können, bietet Novum künftig auch eine Offline-Lösung an, die Datenlücken selbständig kompensiert. Dazu verwendet das Start-up ein eigenes Mess- und Auswertungsverfahren, das neben der Großspeicheroptimierung auch dafür verwendet werden kann, Elektrofahrzeugbatterien innerhalb weniger Sekunden auf die Eignung für stationäre Batteriespeicher zu testen.

Das Recycling gebrauchter Fahrradakkus und die Wiederverwendung intakter Komponenten und Materialien ist Ziel von Liofit Kamenz. Optimierte Zerlegungsmethoden, verbesserte Testmethoden für die Batteriezellen und sichere umweltgerechte Entladeverfahren sind Entwicklungsschwerpunkte.

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