Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologien sind zu wichtigen Schlüsseln für das Gelingen der Energie- und Mobilitätswende geworden. Sie haben das Nischen-Dasein hinter sich gelassen. Das war ein Fazit der zweiten FC³ Fuel Cell Conference Chemnitz am 31. Mai und 1. Juni 2022. Mehr als 300 Fachleute aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Tschechien, Österreich und der Schweiz waren der Einladung des Wasserstoff-Clusters HZwo und des Fraunhofer IWU nach Chemnitz gefolgt.
Die durch Pandemie und Krieg nochmals gewachsene Bedeutung von nachhaltig erzeugtem Wasserstoff unterstrich Jorgo Chatzimarkakis. Der Geschäftsführer des europäischen Wasserstoffverbandes Hydrogen Europe verwies auf die herausfordernden Ziele der EU. Sie sehen vor, bis 2030 Elektrolyseure mit einer Leistung von mindestens 40 Gigawatt zu installieren, zehn Millionen Tonnen grünen Wasserstoff innerhalb Europas zu erzeugen und nochmals zehn Millionen Tonnen außerhalb des Kontinents. Damit müssen Kapazitäten innerhalb von acht Jahren um mehr als den Faktor 100 hochskaliert werden. Neben Spanien könne die Ukraine zu einem Vorbild für die Wasserstoff-Wirtschaft aufgebaut werden, auch unter Nutzung existierenden Atomkraftanlagen – ein Thema, das in Deutschland schwierig sei, so die „Hydrogen Person oft he Year“.
Unterstützungsprogramme des Bundes
Auf die deutsche Förderlandschaft für Wasserstoff und Brennstoffzellen in der Mobilität ging Kurt Christoph von Knobelsdorff ein. Der Geschäftsführer des Bundes-Unternehmens NOW informierte über aktuelle Unterstützungsprogramme für klimaneutrale Nutzfahrzeuge, Züge, Busse sowie die Förderung des Nationalen Innovations- und Technologiezentrums für Wasserstoff-Technologien. Einer der vier Standorte ist Chemnitz. Hier entsteht mit dem HIC Hydrogen and Mobility Innovation Center das Kompetenzzentrum für Wasserstoff-Antriebe für Pkw, Nutz- und Schienenfahrzeuge.
OEM-Referenten stellten Mobilitäts-Entwicklungen vor
Aktuelle Entwicklungen im Mobilitätsbereich zeigten u. a. Referenten von BMW, Cellcentrics, Clean Logistics und Toyota auf. Dr. Stefan Fenchel informierte, wie seit 2013 im BMW-Werk Leipzig der Wasserstoff-Pfad mit Indoor-Tankstellen und wasserstoffbetriebenen Flurförderzeugen aufgebaut wird. Aktuell werden Fahrerlose Transportsysteme mit Brennstoffzellenantrieben ausgerüstet, die in Zusammenarbeit mit den Zwickauer Fahrzeugentwicklern der FES entstanden.
Lieferanten gesucht für Wasserstoff-Nutzfahrzeuge
Tom George von Clean Logistics zeigte auf, wie das Unternehmen Nutzfahrzeuge auf brennstoffzellenelektrische Antriebe umrüstet und dabei auf Modularisierung und Standardisierung setzt. Zukünftig plant das Unternehmen eine eigene Serienfertigung und ist dafür auf der Suche nach Komponentenlieferanten sowie Energie- und weiteren Partnern entlang der gesamten Logistikkette.
Über die Produktion von Brennstoffzellen-Systemen für den Schwerlastverkehr sprach Dr. Florian Henkel von Cellcentric. Das Joint Venture von Daimler Trucks und Volvo errichtet in Baden-Württemberg dafür eine Fabrik. „Wir müssen jetzt liefern und das Thema auf die Straße bringen“, betonte Dr. Henkel. Das Produkt sei entwickelt, nunmehr rücken Anlagen, Verfahren und Prozesse in den Vordergrund, um Skaleneffekte zu erreichen. Auch das ist ein Thema, in das insbesondere mittelständische Maschinenbauer ihre Kompetenz einbringen können.
Über die Strategie von Toyota bei Wasserstoff und Brennstoffzelle berichtete Ferry Franz. Der japanische Automobilhersteller bringt seine Kompetenz neben Pkw in Anwendungen für Lkw, Busse und Schiffe ein. Das passiert nicht nur in Japan, sondern auch in Europa. So arbeitet in Belgien seit Januar 2022 die erste Brennstoffzellen-Modulproduktion außerhalb des Toyota-Mutterlandes.
Plattform ist eine führende europäische Fachkonferenz
Die Leistungen der Chemnitzer Gastgeber für mobile Brennstoffzellen-Anwendungen sowie für die Produktionstechnik zur Fertigung der dafür notwendigen Komponenten stellten Prof. Thomas von Unwerth und Prof. Welf-Guntram Drossel vor. Prof. von Unwerth ist HZwo-Vorstandsvorsitzender und Leiter des Instituts für Automobilforschung an der TU Chemnitz. Prof. Drossel ist stellvertretender HZwo-Vorstand und leitet das Fraunhofer IWU.
Insgesamt bot die FC³ neben über 50 international besetzten Fachvorträgen und 23 Ausstellern auch die Möglichkeit, an Laborführungen im Fraunhofer IWU und Fraunhofer ENAS in Chemnitz teilzunehmen. Die Konferenz ist eine der größten europäischen Fachtagungen für Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologien. Sie gilt als die wesentliche Plattform für Forschende und Industrieexperten aus den Bereichen Brennstoffzellen-Stacks, -Systeme, -Komponenten, -Produktion und -Anwendungen sowie Wasserstoff-Antriebe, -Speicher und -Infrastuktur.
Die dritte Auflage der FC³ ist für 2024 geplant, teilten die Veranstalter mit.