Die Zulieferer positionieren sich neu Das Team Strukturwandel des AMZ unterstützt den Transformationsprozess in der sächsischen Branche

Die Transformation in der Automobilindustrie kommt voran. Das Team Strukturwandel bei AMZ unterstützt die sächsischen Zulieferer in diesem Prozess.
Die Transformation in der Automobilindustrie kommt voran. Das Team Strukturwandel bei AMZ unterstützt die sächsischen Zulieferer in diesem Prozess. (Abbildung: Gerd Altmann/Pixabay)
24.03.2022 | Redaktion Autoland

Der Strukturwandel in der Automobilindustrie kommt voran. In Sachsen läuft der Umbau der Fahrzeugfabriken. VW hat seine Werke bereits auf die ID-Modelle umgerüstet, BMW und Porsche bereiten sich auf die nächsten E-Fahrzeuge vor. Die Zuliefer­industrie positioniert sich neu. Ein mit Unterstützung des Freistaates Sachsen gebildetes Team Strukturwandel bei AMZ begleitet diesen Prozess aktiv.

Aus Mitteln des sächsischen Haushaltes wurde im Sommer 2021 die Funktion eines Strukturwandel-Managers geschaffen. Die Position hat Udo Wehner übernommen, langjähriger Manager bei der IAV Chemnitz und bestens vertraut mit den Zukunftsthemen der Mobilität. Inzwischen ist ein Team in der bewährten Kooperation von AMZ und dem Chemnitz Automotive Institute CATI entstanden.

Im AMZ-Auftrag erhebt CATI die relevanten Daten zur Automobilbranche insgesamt. Die weiteren Teammitglieder und Experten der Branche stehen für individuelle Workshops in den Unternehmen zur Verfügung. Gleichzeitig arbeitet das Team als Ansprechpartner für wirtschaftsfördernde Einrichtungen, organisiert Veranstaltungen und bereitet Trends der Transformation auf.

Strategische Neuausrichtung

Die Teammitglieder haben 2021 über 30 Stra­tegiegespräche bei Zulieferern in Sachsen geführt. Während der technologische Wandel, neue Produkte oder zurückgehende Märkte für jedes Unternehmen individuell sind, stellen die folgenden Themen für alle eine Herausforderung dar:

  • Der Umgang zwischen OEM und Zulieferer wird konfliktträchtiger, da für alle Partner der Markt immer schlechter abschätzbar ist.
  • Preissteigerungen bedrohen die Wirtschaftlichkeit.
  • Die Forderung nach einer Flexibilität bis +/–30 Prozent erzwingt Veränderungen im Maschinen- und Personaleinsatz.
  • Steigende Lieferzeiten für Komponenten und Ausrüstungen, aber auch für Zuliefermaterial verlängern die Reaktionszeit.

Viele Unternehmen haben den Prozess zur strategischen Neuausrichtung bereits begonnen. Einerseits suchen sie nach neuen Produkten innerhalb der Branche, andererseits sondieren sie nach neuen Kunden in anderen Branchen. Generell ist der Personalbedarf weiterhin ein großes Hemmnis.

Herausforderung CO2-Footprint

Zunehmend kommt das Thema CO2-neutrale Produktion in der gesamten Zulieferkette an. Aktuell steht die CO2-Bilanzierung im Vordergrund. Praktisch alle OEM und eine große Zahl an 1stTiers haben eigene CO2-Programme aufgelegt. Eingeteilt in drei Stufen geht es zuerst um den CO2-Footprint in der Zulieferkette, dann um den CO2-Ausstoß in der eigenen Produktion und schließlich um die Lieferung zum Kunden.

Stand der Transformation in Sachsen

Während die Bauzahlen für Verbrennerfahrzeuge weiter zurückgehen, steigt die E-Fahr­zeugfertigung überproportional an (siehe dazu auch den Beitrag auf S. 6–7). Die AMZ-Herbstumfrage unter den sächsischen Zulie­ferern weist bei zwei Dritteln der Unternehmen einen Anteil von Komponenten für E-Fahrzeuge von weniger als 25 Prozent am Gesamtumsatz aus, aber bei jedem achten Betrieb liegt der Wert schon über 50 Prozent, so dass sich hier der Wandel in der sächsischen Zulieferbranche parallel zur Verschiebung des Gesamtmarktes vollzieht. Trotz der aktuell schwierigen Situation mit Lieferengpässen aller Art planen aktuell mehr als 70 Prozent der Unternehmen mittelfristig an den sächsischen Standorten zu investieren. Bei 50 Prozent liegt der Fokus dabei auf der Bestandssicherung. 39 Prozent planen ein Wachstum.

Um die strategische Neuausrichtung der Firmen inhaltlich zu begleiten, analysiert das Team Strukturwandel auch mögliche Zukunftsfelder wirtschaftlicher Aktivität.

Zukunftsfeld Fahrzeugsoftware

Waren für die bisherige Fahrzeugarchitektur kaskadierte Steuergeräte mit proprietärer Software Standard, so werden heute zunehmend domainorientierte Zentral-Steuergeräte mit update-barer Software OTA (over the air) entwickelt und eingesetzt. Im nächsten Schritt werden Software-Module mit Einzelfunktionen zur Integration in OEM-eigene Software-Plattformen nachgefragt.

Neben der Programmierung als Dienstleistung sowie der Entwicklung von Software-Tools für Aufgaben aller Art liegt das größte Wachstumspotenzial in der Entwicklung und Produktion von Komponenten und Produkten mit wesentlichen Software-Anteilen. Diese können mit dem steigenden Einsatz in Fahrzeugen skalieren.

Zukunftsfeld autonomes Fahren

Hierbei handelt es sich um frei navigierende autonom fahrende Plattformen für den Einsatz in begrenzten lokalen Räumen, z. B. In­tralogistik. Diese Plattformen besitzen einen hohen Maschinenbauanteil, eine proprietäre Software und werden in kleinen bis mittleren Stückzahlen nachgefragt werden.

Zukunftsfeld Wasserstoff

Auch wenn es unterschiedliche Einsatzszenarien gibt, werden Technologien zur Wasserstofferzeugung, -speicherung und Umwandlung in elektrische Energie in den kommenden Jahren eine immer größere Rolle spielen. Die bisherigen Analysen zeigen einen Einsatz zuerst bei stationären Anlagen und bei Kommunalfahrzeugen.

Ab diesem Frühjahr organisiert das Team Strukturwandel mit den regionalen Wirtschaftsförderungen Workshops zu den Themen des Wandels.

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