Europas erste Wasserstoff-Straßenbahn kommt aus Sachsen

Ein sächsisches Firmenkonsortium realisiert die europaweit erste Straßenbahn mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb
Ein sächsisches Firmenkonsortium realisiert die europaweit erste Straßenbahn mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb. (GrafiK: Marketingagentur Reichel)
30.03.2021 | Redaktion Autoland

Während wasserstoffbetriebene Straßenfahrzeuge noch auf sich warten lassen, ist eine Innovation für die Schiene aus den Startlöchern heraus: Hörmann Vehicle Engineering aus Chemnitz entwickelt gemeinsam mit dem Leipziger Stadt- und Straßenbahnbauer HeiterBlick sowie Flexiva Automation & Robotik aus dem erzgebirgischen Amtsberg Europas erste mit Wasserstoff-Brennstoffzellen betriebene Straßenbahn.

Keine Oberleitungen mehr erforderlich

Den Projektstartschuss erteilte das Bundesverkehrsministerium mit der Genehmigung des Förderzuschlags. Das Vorhaben wird im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP 2) mit insgesamt 2,1 Millionen Euro durch den Bund gefördert.

Der Prototyp der Wasserstoff-Brennstoffzellen-betriebenen Straßenbahn wird von HeiterBlick in den kommenden vier Jahren vorgestellt. Der neuartige Antrieb macht städtischen Straßenbahnbetrieben neue Streckenerschließungen möglich – dort, wo aus ökologischen, städtebaulichen oder verkehrstechnischen Gründen Oberleitungen nur schwer oder gar nicht realisierbar sind. Neue Stadtteile und Stadtrandgebiete können so deutlich einfacher erschlossen werden.

Wasserstoff-Bahn soll zeitnah auf die Schiene

„Jede größere Stadt wird aufgrund der klimapolitischen Ziele der Bundesregierung in den nächsten Jahren gezwungen sein, neue Mobilitätslösungen zu finden. Dabei wird die bisherige Infrastruktur schnell an Kapazitätsgrenzen gelangen. Eine schnelle Bereitstellung umweltfreundlicher öffentlicher Verkehrsmittel erfordert ein Umdenken“, erklärt Volkmar Vogel, Vice President Business Development von Hörmann Vehicle Engineering.

So werden neu anzulegende Straßenbahnnetze durch Verkehrsunternehmen zunehmend ohne Oberleitung geplant. Für den Wegfall der Bahnstromversorgung spricht unter anderem, dass störende Fahrleitungsmasten und Abspannungen im Luftraum entfallen. Darüber hinaus fallen die Gesamtheit der Bahnstromkabel (Hin- und Rückleitung) sowie die Unterwerke zur Stromversorgung weg. Außerdem bedarf es auch keiner aufwendigen Sicherheitsmaßnahmen, um Nutzer des urbanen Raums gegen Unfälle an den Oberleitungen zu schützen.

Da für die Straßenbahn mit Brennstoffzellenantrieb „nur“ Gleise erforderlich sind, kann die Planung und Nutzung des öffentlichen Straßenraums optimiert werden. Langwierige Genehmigungsverfahren sowie Eingriffe in das Eigentum Dritter entfallen. „Das Vorhaben schafft die Voraussetzungen, um in Europa das erste Anwendungsbeispiel einer innovativen Brennstoffzellenstraßenbahn zeitnah auf die Schiene zu bringen“, betont Frank Salzwedel, Geschäftsführer der Hörmann Vehicle Engineering. Er fügt hinzu: „Durch den Aufbau und den Testbetrieb von Komponenten einer Wasserstoff-Straßenbahn können Prüfstands- und später Felddaten gesammelt und ausgewertet werden, die in eine anschließende Serienentwicklung einfließen sollen.“

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