Klimafreundliches Benzin aus Sachsen

Klimafreundliches Benzin aus Sachsen
Großer Bahnhof bei der Übergabe der ersten 15.000 Liter E-Fuels in Freiberg: Bundesverkehrsminister Volker Wissing und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer informierten sich am 25. Mai zur ersten Dauerproduktion von synthetischem Kraftstoff an der Großversuchsanlage von TU Bergakademie Freiberg und Chemieanlagenbau Chemnitz. Foto: TU Freiberg/D. Müller
26.05.2023 | Redaktion Autoland

Das erste klimafreundliche Benzin kommt aus Sachsen. 15.000 Liter haben die Demonstrationsanlage in Freiberg am 25. Mai verlassen. Bis 2026 sollen es 380.000 Liter grünes Benzin (E-Fuel) sein. Wesentliche Akteure des Konsortiums aus Forschung und Industrie sind Teams der TU Bergakademie Freiberg und der Chemieanlagenbau Chemnitz GmbH (CAC).

Mit der E-Fuel-Produktion soll das Projekt demonstrieren, dass mit Hilfe einer Kohlenstoffkreislaufführung eine bis zu 90-prozentige CO2-Einsparung möglich ist. Basis des synthetischen Benzins ist biogenes bzw. regenerativ erzeugtes Methanol.

Nach der initialen Versuchsfahrt erhält die an der Bergakademie betriebene Benzinsynthese-Großversuchsanlage eine optimierte Produktaufbereitung. Das ermöglicht eine weitere Verbesserung der Benzinqualität, wie Prof. Martin Gräbner von der Forschungseinrichtung erklärte. Danach soll in weiteren mehrmonatigen Versuchskampagnen die Dauerbetriebsfähigkeit des Produktionsverfahrens bestätigt werden.

Politische Weichenstellung für Investitionen erforderlich

Voraussetzung für die Umsetzung als industrielle Großanlagen sind politische Weichenstellungen, um den Investoren die notwendigen Sicherheiten zu geben. Darauf verwies CAC-Geschäftsführer Jörg Engelmann. Nur mit Technologieoffenheit und schnellen Entscheidungen ließen sich die Klimaziele im Verkehrssektor erreichen. Die rund 1,2 Millionen Verbrenner-Pkw weltweit können damit klimaneutral unterwegs sein. Gleiches trifft auf Lkw, Flugzeuge und Schiffe sowie das Betreiben von Heizungen zu.

CAC als Technologiegeber dieser Benzinsynthese bringt langjährige Kompetenz als Engineeringunternehmen für die Planung und Umsetzung von komplexen Chemieanlagen ein. Ausgehend von Methanol, das u. a. aus Kohlendioxid (CO2) und „grünem“ Wasserstoff (H2) hergestellt werden kann, hat CAC den patentierten Prozess entwickelt. „Wir freuen uns mit diesem Projekt, den angestrebten Dauerversuchen und Umbaumaßnahmen die Marktreife unserer Technologie zu bestätigen und weiter zu verbessern“, so Engelmann. Weiterhin wollen die Forschenden an der Bergakademie verschiedene Qualitäten regenerativ hergestellten Methanols testen. Die benötigten Katalysatoren werden an der Freiberger Professur für Reaktionstechnik optimiert, um die Produktion noch effizienter zu machen.

Alle Arbeiten sind Teil des Verbundprojekts „Demonstrating a Circular Carbon Economy in Transport along the Value Chain“, kurz DeCarTrans, gefördert vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr.

Bereitstellung über vorhandenes Tankstellennetz

E-Fuels sind mit erneuerbarem Strom synthetisch hergestellte flüssige Kraft- oder Brennstoffe. Werden sie in Reinform eingesetzt, lassen sich die CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent gegenüber mineralischen Kraftstoffen verringern. Zudem können E-Fuels flächendeckend über das bestehende Tankstellennetz zur Verfügung gestellt werden. Sie sind speicher- sowie transportfähig. 

In Methanol-basierten E-Fuel-Prozessen besteht ein weiterer Vorteil darin, dass die Produktion des Methanols an Standorten erfolgen kann, wo regenerativ erzeugter Strom als wesentlicher „Rohstoff“ reichlich und damit günstig zur Verfügung steht. Damit wird sichergestellt, dass erneuerbare Energien in großen Mengen nach Deutschland und Europa importiert werden können, um den Energiebedarf langfristig nachhaltig zu decken. 

Das im DeCarTrans-Vorhaben aus Bio-Methanol erzeugte drop-in-fähige synthetische Benzin erfüllt als E10-Blend die Anforderungen der Norm DIN EN 228, wird nach REACH registriert und kann konventionellen fossilen Kraftstoff direkt ersetzen oder ihm beigemischt werden – ohne technische Anpassungen am Fahrzeug. In einer industriellen Anlage könnten heute schon Herstellungskosten von unter 1 Euro pro Liter erreicht werden. 

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