Konkrete Projektarbeit – das Markenzeichen von AMZ

Die AMZ-Netzwerkmanager Dirk Vogel und Andreas Wächtler sowie Marco Rumpf, Geschäftsführer der DRH Vermögensverwaltung GmbH, begrüßten die Gäste zur AMZ-Mitgliederlounge am 5. November 2019 in Zwickau.
Die AMZ-Netzwerkmanager Dirk Vogel und Andreas Wächtler sowie Marco Rumpf, Geschäftsführer der DRH Vermögensverwaltung GmbH, begrüßten die Gäste zur AMZ-Mitgliederlounge am 5. November 2019 in Zwickau. Die Lounge stand in diesem Jahr unter dem Motto „20 Jahre AMZ Sachsen“. DRH war bereits zum fünften Mal Gastgeber der Lounge. (Foto: Frank Reichel)
08.11.2019 | Redaktion Autoland

Eines der ältesten und erfolgreichsten deutschen Automobilzuliefernetzwerke begeht in diesen Tagen sein 20-jähriges Bestehen: Der im Herbst 1999 gegründete sächsische Verbund AMZ hat wesentlich zur Wiedergeburt des Autolandes Sachsen beigetragen und sich als strategischer Partner der Automobilindustrie etabliert. Die AMZ-Jubiläumslounge bei der DRH Vermögensverwaltung in Zwickau war Teil des 23. Internationalen Jahreskongresses der Automobilindustrie am 5./6. November 2019.

In den Anfangsjahren lag der Fokus von AMZ auf der Entwicklung der zumeist kleinen und mittelständischen Unternehmen zu qualifizierten Lieferanten für Automobilhersteller und Systempartner. Das Lernen der Branchenspielregeln und der Kompetenzaufbau gingen einher mit dem Generieren von Ideen für innovative Produkt- und Prozessentwicklungen und deren Umsetzung. Konkrete Projektarbeit wurde zum Markenzeichen von AMZ.

Die zwei Jahrzehnte stehen für über 300 realisierte Technologie- und Kooperationsprojekte. Damit konnten sächsische Zulieferer zum Teil neues Geschäft aufbauen, insgesamt ein zusätzliches Umsatzpotenzial von ca. 2,5 Milliarden Euro erschließen und etwa 5000 neue Arbeitsplätze schaffen.

Beispiele aus den ersten AMZ-Jahren sind die Vorarbeiten zur Ansiedlung einer Airbag-Generatoren-Produktion in Freiberg und die Gründung eines neuen Zulieferers dafür, der Aufbau von Montagekompetenz und damit zusätzlicher Wertschöpfung bei einem Logistikdienstleister in Glauchau sowie die gemeinsame Produkt- und Prozessentwicklung innovativer Fahrzeugelektronik von Zulieferer und Ausrüster in der Region Dresden.

Den Wandel in der Branche gemeinsam bewältigen

Heute bestimmen Themen wie nachhaltige Mobilitätslösungen, Personalentwicklung und Internationalisierung die Projektarbeit. „Das alles geschieht aktuell vor dem Hintergrund eines rasanten Strukturwandels in der Branche. Deshalb ist ein Schwerpunkt unserer Arbeit, die Unternehmen beim Transformationsprozess hin zur E-Mobilität und zu weiteren neuen Mobilitätskonzepten zu begleiten. Wir informieren, sensibilisieren für die Veränderungen und zeigen Wege zu neuem Geschäft auf“, erklären die AMZ-Manager Dirk Vogel und Andreas Wächtler.

Dieses Handeln basiert u. a. auf konkreten Studien der gegenwärtigen Situation der Branche im Allgemeinen und in Sachsen im Besonderen. Gemeinsam mit dem Chemnitz Automotive Institute CATI hat AMZ schon 2016 die Trends der automobilen Wertschöpfungskette analysiert, 2019 die Elektromobilitäts-Strategien der in Deutschland produzierenden Automobilhersteller untersucht und Schlussfolgerungen für die Zulieferer abgeleitet, die in Sachsen durch die VW-Aktivitäten direkter vom Mobilitätswandel betroffen sind als anderswo. In Roadshows vor Ort bei Zulieferern im Bereich Antrieb/Fahrwerk diskutierten im Frühjahr 2019 AMZ-Mitglieder und Partner erfolgversprechende Vorgehensweisen bei der Unternehmensumstrukturierung von verbrennungsmotorischen Komponenten zu alternativen Produkten.

Ein besonderer „Hingucker“ zur AMZ-Jubiläumslounge war der Porsche Taycan. Dr. Oliver Manicke vom Stuttgarter Automobilhersteller stellte den Elektro-Porsche vor.
Ein besonderer „Hingucker“ zur AMZ-Jubiläumslounge war der Porsche Taycan. Dr. Oliver Manicke vom Stuttgarter Automobilhersteller stellte den Elektro-Porsche vor. (Foto: Frank Reichel)

Unternehmer erwarten „Automotive Agenda Sachsen“ von der Politik

Aus diesen Aktivitäten ist u. a. die Idee zu einem „Zukunftsdialog“ entstanden. Der erste fand Ende September 2019 statt. „Wir haben diskutiert, wie die Wettbewerbsfähigkeit in der Region gesichert werden muss und einen Maßnahmenkatalog erarbeitet. Die klare Botschaft heißt: Will man in Sachsen den Industriesektor Automobilbau nicht verlieren, sind dringend die Rahmenbedingungen zu verbessern. Diesbezüglich erwarten die Unternehmer zunächst ein klares Bekenntnis der politischen Kräfte zum Industriezweig Automobilbau in Sachsen. Darauf aufbauend wird die gemeinsame Erarbeitung einer ‚Automotive Agenda Sachsen‘ Sachsen angestrebt“, erläutert Dirk Vogel. Zu den ersten Empfehlungen der Automobilzulieferer an die Landespolitik gehört, sich für die Flexibilisierung des Faktors Arbeit, für eine nachhaltige Reduzierung der Energiekosten sowie für schnellere und standardisierte Genehmigungsverfahren auf allen behördlichen Ebenen einzusetzen.

Internationale Projekte zum automatisierten Fahren

Neben den notwendigen Rahmenbedingungen, die die Politik schnellstens schaffen muss, arbeiten die Unternehmen an ihren ureigenen Aufgaben wie der Entwicklung und Fertigung vom Markt nachgefragter Produkte und Leistungen. AMZ unterstützt die Innovationsaktivitäten mit der Konzentration auf technologische Zukunftsfelder wie das automatisierte, elektrische und vernetzte Fahren sowie auf Internationalisierung und Personalentwicklung. Im Projekt eJIT wurde ein elektrischer Lkw-Antrieb entwickelt und im Realbetrieb getestet; SenSa konzentriert sich auf die Fahrzeugsensorik; FutureParking schafft Lösungen zur Parkplatzsuche in Parkhäusern. Im Projekt TADA kommen Innovation und Internationalisierung zusammen. AMZ schafft mit der Transatlantic Automated Driving Alliance, so der Name hinter der Abkürzung, eine Plattform zur Entwicklung und Erprobung von Komponenten, Sensoren und Software für die Umsetzung automatisierter Fahrfunktionen. Ziel ist die Verknüpfung von Forschungs-, Entwicklungs- und Technologiekompetenzen diesseits und jenseits des Atlantiks. Aktuell bereiten Unternehmen aus Sachsen und aus der US-amerikanischen Partnerregion Detroit Projekte u. a. zur Automatisierung und Vernetzung von Kommunalfahrzeugen vor, deren Umsetzung ab 2020 startet.

Bei der Podiumsdiskussion zum Thema „Den Wandel als Chance nutzen“ wurde auch über den „Tellerrand“ der Automobilzulieferer hinausgeschaut. Die Akteure waren: AMZ-Netzwerkmanager Dirk Vogel, GEMMACON-Geschäftsführer Benedikt Schwaiger, Wilfried Riemann von der Motorenfabrik Hatz, FEP-Geschäftsführer Peter Weber und Dr. Jürgen Dornbach von DB Regio Netz (v. l.).
Bei der Podiumsdiskussion zum Thema „Den Wandel als Chance nutzen“ wurde auch über den „Tellerrand“ der Automobilzulieferer hinausgeschaut. Die Akteure waren: AMZ-Netzwerkmanager Dirk Vogel, GEMMACON-Geschäftsführer Benedikt Schwaiger, Wilfried Riemann von der Motorenfabrik Hatz, FEP-Geschäftsführer Peter Weber und Dr. Jürgen Dornbach von DB Regio Netz (v. l.). (Foto: Frank Reichel)

AMZ-Mitglieder weltweit an 580 Standorten aktiv

Auch für weitere Globalisierungsaktivitäten bietet AMZ konkrete Hilfe an. „Die fast 160 Netzwerk-Mitglieder sind weltweit aktiv – an 580 Standorten auf allen Kontinenten. Hinzu kommen Partner und Organisationen vor Ort in Polen, Österreich, Bulgarien, Russland, Japan, Südkorea, China, Indonesien, Mexiko und den USA. Auf dieser Basis profitieren AMZ-Mitglieder von Wissen zu den jeweiligen Märkten aus erster Hand und bekommen Zugang zu Entscheidern vor Ort“, erklärt Andreas Wächtler.  

Die Herausforderung heißt Personal

Die Hauptherausforderung der Zulieferer ist jedoch aktuell das Thema Personal. Der sächsische Arbeitsmarkt verliert bis 2030 etwa 280.000 Mitarbeiter. Dieses Problem kann laut AMZ nur durch Zuwanderung gelöst werden. Das Netzwerk konzentriert sich deshalb auf die Rekrutierung ausländischer Arbeitskräfte und hat dafür erfolgversprechende Vorgehensweisen recherchiert und in handhabbaren Checklisten für Unternehmer fixiert.  

Generell wird das Thema Qualifizierung eine große Rolle spielen. An speziellen Konzepten für die Automobilindustrie arbeitet AMZ im Projekt Auto_ID. Mit Partnern werden digitalen Lösungen zum Wissenstransfer erstellt. Das sind beispielsweise online verfügbare Kurse, die auf den jeweiligen Lernenden bzw. auf eine Zielgruppe zugeschnitten werden. Eine erste Lösung wurde mit einem Kurs zur Hochvolt-Sensibilisierung geschaffen.

Stichwort AMZ

Die 158 Mitglieder (Stand Oktober 2019) repräsentieren einen Umsatz von insgesamt 2,275 Milliarden Euro und mehr als 15.600 Arbeitsplätze. Sie sind an 688 Standorten in Deutschland und 580 Standorten im Ausland aktiv. Neben Zulieferern gehören ebenso Maschinenbauer, Industriedienstleister sowie Institutionen aus der automobilen Forschung und Entwicklung zum Netzwerk. AMZ generiert durch Fach- und Brancheninformationen und der Zusammenarbeit in konkreten Projekten bei den Mitgliedern eine Steigerung der Innovationsfähigkeit und -geschwindigkeit, schafft Kundenzugänge und minimiert Marktrisiken.

AMZ ist Kern der insgesamt 815 sächsischen Unternehmen, die Wertschöpfung für die Automobilindustrie erbringen.

www.amz-sachsen.de
www.e-JIT.de
www.sensorik-sachsen.de

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