Ökologischer Verkehr: Es muss einfach sein

Ökologischer Verkehr: Im Projekt ECoMobility untersuchen Nachwuchswissenschaftler der TU Chemnitz die praktische Umsetzung eines nachhaltigen Mobilitätskonzeptes für kurze und mittlere Wege.
Im Projekt ECoMobility untersuchen Nachwuchswissenschaftler der TU Chemnitz die praktische Umsetzung eines nachhaltigen Mobilitätskonzeptes für kurze und mittlere Wege. (Foto: Toni Niemeier)
16.07.2018 | Redaktion Autoland

Unter welchen Voraussetzungen funktioniert eine vernetzte, geteilte und ökologische Mobilität? Unter welchen Bedingungen können nachhaltige Lösungen mit Fokus auf kurze und mittlere Strecken etabliert werden? Antworten auf diese Fragen haben die Wissenschaftler der ESF-Nachwuchsforschergruppe ECoMobility – Connected E-Mobility an der TU Chemnitz gesucht und gefunden.

Die wichtigste Erkenntnis fasst Projektleiter Prof. Dr. Josef Krems in einem kurzen Satz zusammen: „Es muss einfach sein.“ Das heißt, der Nutzer will E-Autos, E-Bikes und den ÖPNV als Bestandteile eines nachhaltigen Sharing-Konzeptes zum gewünschten Zeitpunkt und am gewünschten Ort fahrbereit zur Verfügung haben, ohne dass er dafür große Anstrengungen unternehmen muss. Die Forscher haben sich in dem von September 2015 bis August 2018 laufenden Projekt nicht den individuellen Autofahrer angeschaut, sondern vielmehr die eigene Institution als Testfeld ausgewählt, um das Potenzial für innerstädtische Fahrzeugflotten, beispielsweise im Pflegebereich sowie für weitere Serviceunternehmen, zu eruieren und zu bewerten.

„Durch die kostenlose Bereitstellung von Elektroautos und -fahrrädern sowie einen kostenfreien ÖPNV-Zugang soll den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der TU Chemnitz der Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel vereinfacht werden“, sagt Prof. Krems, Inhaber der Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie. „Mittels eines eigens entwickelten Systems können die Fahrzeuge während des Feldversuches online gebucht und für Fahrten zwischen den Universitätsteilen der TU Chemnitz und Dienstgänge im Stadtgebiet Chemnitz genutzt werden“, erläutert der Professor. Dass es funktioniert, zeigt das Nutzerverhalten: In der ersten Etappe bis Ende 2016 wurden 385 Dienstfahrten mit verschiedenen Fahrzeugen zurückgelegt – 239 mit den Elektroautos, 90 mit den Elektrofahrrädern und 56 mit dem Öffentlichen Personennahverkehr. Seit Oktober 2016 nahmen etwa 250 Personen das intermodale Mobilitätsangebot in Anspruch und legten in Summe mehr als 4000 Dienstfahrten mit Elektrofahrzeugen, Pedelecs oder dem ÖPNV zurück.

Auf eine Initiative des Rektorats hin wurden drei der genutzten Elektrofahrzeuge dauerhaft angeschafft, um den Ausbau einer nachhaltigen und umweltbewussten Mobilität zwischen den Campusteilen weiter zu stärken. Unter anderem soll das bisherige ECoMobility-Angebot durch die Implementierung eines energieeffizienten Routings und einer Ladesteuerung zur Steigerung des Anteils regenerativ erzeugter Energie bei der Fahrzeugladung ergänzt werden. Darüber hinaus stehen die Elektrofahrzeuge und die Ladeinfrastruktur künftig für die weiterführende Erforschung batterieelektrischer Mobilitätskonzepte an der TU zur Verfügung. Für die Mitarbeiter bedeutet dies konkret, dass für die Erledigung von Dienstwegen auch weiterhin rein elektrische Fahrzeuge zur Verfügung stehen und mit dem ÖPNV kombiniert werden können.

Der aus dem Projekt resultierende Erkenntnisgewinn für die verschiedenen Aspekte einer umweltfreundlichen Mobilität, u. a. zu Nutzeranreizen, zu Ladesteuerung und –infrastruktur und zum web-app-basierten Buchungssystem,  reicht über die TU Chemnitz hinaus und wird mit Partnern in der Stadt Chemnitz für weitere Vorhaben genutzt. Wichtig sind dafür ebenso die verschiedenen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und Simulationen zu möglichen Geschäftsmodellen, damit Fahrzeuge optimal geführt und ausgelastet werden. Denn für Flottenbetreiber zählt neben Nutzermotivation und einfacher System-Handhabung: Es darf nicht teuer sein.

Die Arbeit der Nachwuchsforschergruppe wird mit rund 1,4 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) unterstützt. Im Förderzeitraum 2014 bis 2020 stehen für junge sächsische Forscher insgesamt 118 Millionen Euro aus diesem Topf bereit. Derzeit werden damit in Sachsen 62 Nachwuchsforschergruppen mit rund 400 jungen Wissenschaftlern gefördert. Dazu kommen 231 Promovenden.

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