Online mehr sehen als in der Realität

Fahrzeug im Twinner-Space, automatische Fotobox und Messraum zugleich.
Fahrzeug im Twinner-Space, automatische Fotobox und Messraum zugleich. (Foto: Frank Reichel)
26.03.2019 | Redaktion Autoland

Rund 2500 digitale Fahrzeug-Zwillinge haben dank Twinner seit Dezember 2018 „das Licht der Welt erblickt“. Das junge Leipziger Unternehmen ermöglicht mit seiner Technologie eine bislang einmalige Qualität bei Produktdarstellungen und schafft damit unbestechliche Transparenz in der Verkaufskette – beispielsweise beim Gebrauchtwagenhandel.

Maria Fischer fährt den Pkw in eine überdimensionale Box. Vorher hat sie einem Computer alle fahrzeugrelevanten Daten und den gewünschten Digitalisierungsprozess per Twinner-Ticket mitgeteilt sowie im Pkw-Innenraum eine Kamera angebracht. Die Auto-Fachfrau verlässt Pkw und Box. Die Digitalisierung startet. Im Inneren des Twinner-Space, so der Name der Box, sorgen Leuchten mit 1,2 Millionen Lumen für eine Helligkeit, die mit bloßem Auge nicht zu ertragen ist. Zum Vergleich: Übliche Lichtquellen im  Arbeits- und Wohnbereich erzeugen etwa 1000 Lumen. In diesem extremen Licht wird das Fahrzeug in weniger als fünf Minuten von außen, innen, oben und unten in einer 360-Grad-Ansicht perfekt abgelichtet. Der Twinner-Space ist dabei weitaus mehr als eine automatische, hochauflösende Bilder generierende Fotobox, sondern ebenso ein multisensoriell ausgestatteter Messraum, der objektive Daten vom wahren Zustand des Fahrzeugs liefert.

Aus den Bildern und Messdaten sowie zusätzlichen Informationen durch Big Data und Algorithmen entsteht der Digital Twinn, der alle Features, Innenraum, Unterboden, Reifenprofil, Lack, Schäden und Gebrauchsspuren via Tagging sowie die Fahrzeug-Stammdaten anzeigt. Diese Fahrzeuginventur kann der Händler dann per Klick in Gebrauchtwagenbörsen oder auf der eigenen Website ausspielen. Damit gehören aufwändig erstellte Fotos, die manuelle Eingabe der Daten oder auch Qualitätsunterschiede in der Fahrzeugdarstellung der Vergangenheit an.

Twinner-Geschäftsführer Geert Peeters erläutert den Fahrzeug-Digitalisierungsprozess.
Twinner-Geschäftsführer Geert Peeters erläutert den Fahrzeug-Digitalisierungsprozess. (Foto: Frank Reichel)

„Mit Twinner wird eine faire, unbestechliche Fahrzeugbewertung möglich. Die Digitalisierung fördert somitTransparenz und Vertrauen im Gebrauchtwagenhandel“, betont Twinner-Geschäftsführer Geert Peeters. Davon haben sich erste Nutzer wie Autohäuser bereits überzeugt, zumal sie die Box nicht kaufen müssen, sondern pro Scan bezahlen. Auch Prüforganisationen, Flottenbetreiber und Versicherungsgesellschaften interessieren sich für Twinner. „Wir können an jedem Punkt der Wertschöpfungskette aufsetzen, so bereits mit Beginn des physischen Fahrzeuglebens, wenn das Auto beim OEM vom Band rollt, und das digitale Fahrzeugleben von der ersten Sekunde an erfassen sowie jeden Besitzwechsel gut, sicher und schnell dokumentieren. Damit wird ein kompletter digitaler Lebenslauf möglich“, verweist Geert Peeters auf eine Vision. Bei einem in Sachsen produzierenden Automobilhersteller habe man dies bereits getestet. Bis zu einer realen Umsetzung sei jedoch noch ein langer Weg, so der Geschäftsführer. Für den Gebrauchtwagenhandel hingegen ist Twinner schon nach wenigen Monaten ein Gewinn.

Gründer des Leipziger Start-up ist Jozsef Bugovics. Er steht auch hinter der API – Automotive Process Institute GmbH, die sich auf die berührungslose Fahrwerksvermessung spezialisiert hat.

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