Tiefer Einschnitt in Sachsens Maschinenbau

Die sächsischen Maschinenbauer mussten 2020 aufgrund der Corona-Pandemie einen Umsatzrückgang von knapp 20 Prozent verkraften. Besonders stark leidet das Auslandsgeschäft unter den internationalen Konflikten und pandemiebedingten Restriktionen.
Die sächsischen Maschinenbauer mussten 2020 aufgrund der Corona-Pandemie einen Umsatzrückgang von knapp 20 Prozent verkraften. Besonders stark leidet das Auslandsgeschäft unter den internationalen Konflikten und pandemiebedingten Restriktionen. (Foto: Profiroll)
24.02.2021 | Redaktion Autoland

Die Coronavirus-Pandemie hat den sächsischen Maschinen- und Anlagenbauern im Jahr 2020 stark zugesetzt. Ihr Umsatz brach im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent ein. Auch die Mitarbeiterzahl schrumpfte deutlich. Das geht aus den Daten des Statistischen Landesamtes Sachsen für Unternehmen mit mindestens 50 Mitarbeitern hervor. Im ostdeutschen Branchenvergleich bleibt das Land dennoch Vorreiter.

Die 209 sächsischen Betriebe verkauften im Jahr 2020 Maschinen, Anlagen, Komponenten und Dienstleistungen im Wert von etwa 6,7 Milliarden Euro. „Damit endete abrupt der seit 2016 anhaltende Wachstumskurs“, sagt Oliver Köhn, Geschäftsführer des VDMA Ost. „Der Gesamtumsatz war 2019 auf das Allzeithoch von 8,3 Milliarden Euro geklettert. Nur ein Jahr später muss die Branche ein kräftiges Minus von 1,6 Milliarden Euro verkraften“, ergänzt er. Zwar habe sich die Auftragslage im Herbst wieder belebt. Doch von der gewaltigen Flaute im ersten Halbjahr erholte sich die Branche im weiteren Jahresverlauf nicht.

Pandemie verhagelt Auslandsgeschäft

Vor allem das Auslandsgeschäft bereitete Probleme. Der Auslandsumsatz fiel von 4,5 Milliarden Euro (2019) auf knapp 3,3 Milliarden Euro. „Schwankungen im Export sind normal. Aber ein Rückgang von 28 Prozent innerhalb eines Jahres geht weit über dieses Maß hinaus. Zuletzt haben wir solch einen Absturz im Krisenjahr 2009 beobachtet“, erklärt Köhn.

Der VDMA-Landesverbandsgeschäftsführer sieht die Gründe in den schon lange schwelenden internationalen Konflikten sowie in den Restriktionen infolge der Pandemie. So konnten viele Betriebe aufgrund der Reise- und Quarantänebestimmungen Maschinen nicht oder nur verzögert ausliefern, Anlagen nicht in Betrieb nehmen oder Serviceverträge nicht erfüllen. „Die Misere zeigt sich auch im vermeintlich Kleinen, wie im technischen Vertrieb. Eine Videokonferenz kann nicht das persönliche Gespräch oder eine Messe ersetzen. Wenn ich einem Interessenten die Vorteile meiner Maschine nicht im direkten Kontakt erklären und vorführen kann, lassen sich nur schwer neue Abnehmer und Märkte gewinnen“, erläutert Köhn.
Das wirkte sich bereits 2020 auf die Exportquote von Sachsens Maschinenbau aus. Der Auslandsanteil am Gesamtumsatz rutschte von zuletzt 54 Prozent auf nahezu 49 Prozent. Erstmals seit 2015 lag die Exportquote wieder unter der 50-Prozent-Marke. Die wichtigsten Handelspartner waren China, die USA und Frankreich.

Mitarbeiterzahl fällt nach langem Aufwärtstrend

Ebenfalls rückläufig war die Beschäftigungsentwicklung. In den Betrieben mit mindestens 50 Mitarbeitern arbeiteten im Jahr 2020 durchschnittlich etwa 35.400 Menschen – das waren 3,3 Prozent beziehungsweise 1.200 Menschen weniger als 2019. Letztmals war die Mitarbeiterzahl in Sachsens Maschinenbau 2010 gefallen. Damals gab die Branche etwa 29.000 Frauen und Männern eine berufliche Heimat.

Die sächsischen Maschinenbau-Unternehmen behaupteten dennoch ihre führende Position in Ostdeutschland. Sowohl im Umsatz- als auch Mitarbeiterranking folgt mit deutlichem Abstand Thüringens Maschinenbau. Bei der Exportquote hingegen landet Sachsen nur im Mittelfeld – hier dominieren Berlin (67 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (etwa 70 Prozent).

Ungewisser Ausblick auf 2021

Beim Blick auf 2021 ist Köhn vorsichtig: „Eine konkrete Prognose ist schwierig. Wir können nicht einschätzen, wie lange uns die Pandemie begleiten wird. Wichtig ist, die Unsicherheit bei Herstellern und Kunden abzubauen. Entscheidend dafür wird sein, welche Bedeutung die Politik der Industrie beimisst“, betont Köhn. Fatal seien beispielsweise die aktuellen Grenzschließungen zur Tschechischen Republik. Einige Unternehmen verlieren so die eigenen Fachkräfte und müssen trotz Aufträgen die Produktion einschränken.

Die Pandemie zeige zudem, dass das Land Sachsen zentrale Standortfaktoren wie den Ausbau der digitalen Infrastruktur noch intensiver vorantreiben muss. Weiter herausfordernd bleibt der Strukturwandel in Autoindustrie und Energiesektor. Die Aussicht auf zuverlässigere Handelsbeziehungen mit den USA sowie das gut angelaufene China-Geschäft stimmen den Geschäftsführer indes positiv.

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