Vom Rohdiamanten zum Edelstein

Vom Rohdiamanten zum Edelstein
Zur Jubiläumsveranstaltung im Porsche-Werk Leipzig waren unter anderem Torsten Bonew, Erster Bürgermeister und Beigeordneter für Finanzen der Stadt Leipzig; Siegfried Bülow, ehemaliger Vorsitzender der Geschäftsführung der Porsche Leipzig GmbH; Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer; Albrecht Reimold, Vorstand für Produktion und Logistik der Porsche AG; und Gerd Rupp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Porsche Leipzig GmbH, zu Gast. (v.l.n.r.). Foto: Porsche
21.08.2022 | Redaktion Autoland

Vor 20 Jahren rollte in Leipzig mit dem SUV Cayenne der erste, in Sachsen produzierte Porsche vom Band. Mittlerweile trägt jedes dritte Fahrzeug dieser Marke das Gütesiegel „made in Saxony“. Das Jubiläum feierte Porsche mit einem Familienfest auf dem Gelände und einem Festakt im Kundenzentrum. Dessen Form erinnert an einen auf die Spitze gestellten Diamanten. Die Porsche-Story in Leipzig ist in vielerlei Hinsicht mit der Entwicklung eines Rohdiamanten zum Edelstein vergleichbar.

Eigentlich war Leipzig gar nicht im Ranking, als Porsche nach einem Standort für seine dritte Baureihe suchte. Die Messestadt konnte jedoch mit einem Trailer punkten, der ein großes freies und sofort nutzbares Gelände in der Nähe des Flughafens zeigte. Daran erinnerte der ehemalige Leipziger Oberbürgermeister und heutige Thüringer Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee zum Festakt während einer Sofa-Diskussion in Wetten-dass-Manier.

„Wir haben Perspektiven gesehen“

Bei der realen Geländebesichtigung Ende der 1990er Jahre war auch Klaus-Gerhard Wolpert dabei, ehemaliger Baureihenleiter für den Cayenne. „Wir haben Perspektiven gesehen“, sagte er in der Sofa-Runde. Dem vorausgegangen war die intensive Suche nach einem weiteren Marktsegment. Das Porsche-Management entschied sich auf der Basis umfangreicher weltweiter Recherchen für ein SUV, den Cayenne.

Die Werkseröffnung und der offizielle Produktionsstart für den Porsche Cayenne wurden am 20. August 2002 groß gefeiert. Foto: Porsche

„Was für ein Geschoss“, dachte Siegfried Bülow, als er die Entwicklung zum ersten Mal sah. Der Automobilproduktionsexperte brachte mit dem Team des Leipziger Werkes das Fahrzeug auf die Straße und „zum Fliegen“. Bülow kam vom Direktor des DDR-Betriebes Barkas über leitende Funktionen bei VW in Wolfsburg für den Auf- und Ausbau des Porsche-Werkes Leipzig zurück nach Sachsen. 17 Jahre führte er den Standort, der sich in dieser Zeit vom Montage- zum Vollwerk entwickelte und vielfach Bestmarken in punkto Qualität und Produktivität in der internationalen Automobilproduktion setzte. Siegfried Bülow habe großen Anteil an der Entwicklung des Leipziger Werkes vom Rohdiamanten zum Edelstein, war zum Festakt allenthalben zu hören. Der so mit Lob Bedachte verweist jedoch auf die Leistung des Teams. „Autobauen ist Mannschaftssport“, betont er.

738.503 Cayenne wurden in Leipzig montiert. Seit 2017 wird das Luxus-SUV von Porsche komplett in Bratislava gefertigt. Foto: Porsche
 

Ausbau zum Vollwerk

Ihr Können endgültig unter Beweis stellte die Leipziger Mannschaft mit der Manufakturfertigung des Supersportwagens Carrera GT. Zwischen 2003 und 2006 bauten sie 1.270 Fahrzeuge dieser limitierten Edition. Mit der Entscheidung, auch die sportliche Limousine Panamera in Leipzig zu fertigen, entstanden 2009 eine weitere Fertigungshalle sowie ein Logistikzentrum. 2011 begann der Ausbau zum Vollwerk mit Karosseriebau und Lackiererei – für die Produktion des Macan, des „kleinen Bruders“ vom Cayenne. Die vierte Werkserweiterung für die zweite Panamera-Generation umfasste einen zweiten Karosseriebau und ein Qualitätszentrum. Weil das Werk mit Macan und Panamera voll ausgelastet war, endete 2017 die Produktion des Cayenne. Insgesamt 738.503 Fahrzeuge des ersten Porsche-SUV sind „made in Leipzig“. Heute wird der Cayenne mit dem Schwestermodellen VW Touareg und Audi Q7 in Bratislava gebaut.

Standort für Elektromobilität

Seit 2019 wird das Porsche-Werk in Leipzig zum fünften Mal ausgebaut, zu einem Kompetenzstandort für Elektromobilität. Porsche und Elektromobilität, das passe gut zusammen und da komme auch noch mehr“, betonte Produktionsvorstand Albrecht Reimold. Mit dem Ausbau von Leipzig stellt das Unternehmen wichtige Weichen für die Zukunft des Werks und für die Produktion künftiger Modelle. Für die nächste Generation des Macan, die 2024 elektrisch auf den Markt kommen soll, ist ein neuer Karosseriebau entstanden. Auf der Montagelinie lassen sich zukünftig Fahrzeuge mit drei verschiedenen Antriebsarten auf einer Linie produzieren – Verbrenner-, Hybrid- und vollelektrische Fahrzeuge.

Seit 2019 wird das Werk zum fünften Mal ausgebaut, zu einem Kompetenzstandort für Elektromobilität. Aktuell bereitet das Team den Produktionsstart des E-Macan vor. Zukünftig soll es auch ein Luxux-E-SUV aus Leipzig geben. Foto: Porsche

„Das Porsche-Werk Leipzig macht sich fit für die Zukunft. Wir haben bisher alle Herausforderungen mit Teamgeist und Herzblut gemeistert. Das ist unser Erfolgsrezept – an dem wollen wir festhalten und die Zukunft des Standorts aktiv gestalten“, sagt Gerd Rupp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Porsche Leipzig GmbH. Heute zählt Porsche Leipzig mit mehr als 4.300 Mitarbeitern zu einem der größten Arbeitgeber in der Region. Das Werk produziert täglich insgesamt rund 550 Macan und Panamera. Angekündigt ist bereits ein drittes Modell. Gemäß der in Leipzig verorteten Porsche SUV-DNA soll es ein vollelektrisches Luxus-SUV sein.

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