Wann rechnet sich E-Logistik?

Der E-Lkw im Pendelverkehr zwischen dem VW-Werk Zwickau und dem Lager von Schnellecke. Im Projekt eJIT wurden neben technischen Aufgabenstellungen auch die Bedingungen für eine rentable E-Logistik getestet. Auf Basis der erhobenen Daten können Geschäftsmodelle für das komplette E-Logistiksystem eines Standortes berechnet werden.
Der E-Lkw im Pendelverkehr zwischen dem VW-Werk Zwickau und dem Lager von Schnellecke. Im Projekt eJIT wurden neben technischen Aufgabenstellungen auch die Bedingungen für eine rentable E-Logistik getestet. Auf Basis der erhobenen Daten können Geschäftsmodelle für das komplette E-Logistiksystem eines Standortes berechnet werden. (Foto: Volkswagen)
24.08.2018 | Redaktion Autoland

Die Nutzfahrzeugindustrie schaltet in Sachen E-Mobilität einen Gang hoch und präsentiert zur IAA 2018 zahlreiche Fahrzeuginnovationen. Die Gemeinschaftsschau des sächsischen Automobilzuliefernetzwerks AMZ vom 20. bis 27. September 2018 in Hannover geht noch einen Schritt weiter und stellt neben technischen Neuerungen bei batterieelektrischen Lkw, Energiespeicher- und Batteriemanagementsystemen ebenso Konzepte für eine wirtschaftliche E-Logistik vor.

Gewonnen wurden die Erkenntnisse im Forschungsprojekt eJIT. Hier haben die Partner Volkswagen, Porsche, Schnellecke und IAV unter Konsortialführerschaft von AMZ zwei 40-Tonnen-Sattelzugmaschinen elektrifiziert und mit modernen Fahrerassistenzsystemen ausgerüstet. Seit Sommer 2017 absolvieren die Pilotfahrzeuge ihren Praxistest in der Just-in-Time-Logistik bei VW in Zwickau und Porsche in Leipzig. Untersucht wird, wie mittels Elektrifizierung, Vernetzung und Automatisierung die komplexen Anforderungen in der werksnahen Logistik der Automobilindustrie nachhaltig erfüllt werden können. „Die Kosteneffizienz spielt in diesen Prozessen eine wesentliche Rolle. Deshalb ist die Entwicklung von Geschäftsmodellen für eine rentable elektromobile Logistik eine Aufgabenstellung im Projekt“, informiert AMZ-Netzwerkmanager und eJIT-Projektleiter Andreas Wächtler.

Die Akteure haben für dieses Thema den E-Lkw und ein konventionelles Dieselfahrzeug verglichen, die beide zwischen dem Schnellecke-Lager in Zwickau und dem VW-Fahrzeugwerk Zwickau-Mosel pendeln. Die reichlich zehn Kilometer lange Strecke führt sowohl durch den Stadtverkehr als auch über eine vierspurige Fernverkehrs-Schnellstraße mit anspruchsvollem Profil und wird von beiden Fahrzeugen technisch souverän bewältigt. In puncto Wirtschaftlichkeit analysierten die eJIT-Partner alle kostenrelevanten Parameter wie z. B. Personal, Kraftstoff- bzw. Energieverbrauch, Verschleiß, Reparaturen, Kauf bzw. Leasing, Steuern oder Versicherung für einen Lkw-Umlauf. „Auf dieser Basis haben wir wesentliche Stellschrauben gefunden, die für einen effizienten elektromobilen Transport von Bedeutung sind. Mit diesem Erfahrungswissen sind wir in der Lage, Geschäftsmodelle für das komplette E-Logistiksystem eines Standortes zu berechnen, angefangen von der Fahrzeugkonfiguration über die Gestaltung der Ladestrategie bis hin zu Fahrzeugbetrieb und -unterhalt. Wir können heute schon gesichert sagen, dass sich eine auf den konkreten Einsatzfall angepasste E-Logistik für den Schwerlastverkehr auf Kurzstrecken im Bereich bis ca. 50 Kilometer rechnet. Bei großen Entfernungen ist der Diesel dagegen nach wie vor nicht zu schlagen“, erklärt der eJIT-Projektleiter. E-mobile Logistik biete sich deshalb vor allem für werksnahe Verkehre zwischen Partnern der Zulieferkette an, ebenso in Güterverkehrszentren oder innerhalb großer Werksareale. Wer als Automobilzulieferer zukünftig einen Teil seiner Logistik elektrisch und damit emissionsfrei realisiert, wird einen Wettbewerbsvorteil haben, ist Andreas Wächtler sicher.

Ansatzpunkte für E-Logistik im eigenen Fuhrpark können IAA-Fachbesucher am AMZ-Stand C 15 in Halle 13 im Gespräch mit den eJIT-Akteuren erfahren. Dort sind sie auch herzlich eingeladen, sich selbst mit einem elektrischen Verteilerfahrzeug auf eine Liefertour zu begeben und dabei verschiedene Situationen im E-Logistik-Alltag zu meistern – virtuell mit dem eJIT-Fahrsimulator. Der Simulator ist wie das Projekt Teil des Technologieprogramms „Informations- und Kommunikationstechnik für Elektromobilität III: Einbindung von gewerblichen Elektrofahrzeugen in Logistik-, Energie- und Mobilitätsinfrastrukturen“ des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi).

Die weiteren Aussteller in der Gemeinschaftsschau des sächsischen Zuliefernetzwerks warten ebenfalls mit elektromobilen Innovationen auf. Premiere auf der IAA feiert der erste vollelektrische Beton-Fahrmischer, den die FRAMO GmbH für einen niederländischen Kunden konfiguriert hat. Der E-Mobilitäts-Systemintegrator präsentiert weiterhin einen elektrischen Kühlsattelzug, der bei einem deutschen Lebensmittel-Discounter zukünftig im Einsatz ist. FRAMO unterstreicht damit seine Vorreiterrolle bei der Elektrifizierung mittlerer und schwerer Sattelzugmaschinen im Bereich bis 44 Tonnen und zeigt darüber hinaus auch Lösungen für kleinere Tonnagen.

Die M&P Motion Control and Power Electronics GmbH Dresden hat sich auf Energiespeichermodule, Ladestationen für Elektrofahrzeuge, Motormodule für Spezialanwendungen sowie auf kundenindividuelle Entwicklungen spezialisiert und stellt auf der IAA u. a. einen neuentwickelten kompakten  Gleichspannungswandler mit galvanischer Trennung für Ladestationen vor, ebenso Startermodule und Mild-Hybrid-Systeme für Dieselmotoren. Die Module zeichnen sich durch Wartungsfreiheit und problemlose Starts auch bei minus 40 Grad Celsius aus. Die Mild-Hybrid-Variante ermöglicht außerdem die Rückgewinnung von Bremsenergie über die Lichtmaschine und bis zu drei Prozent Kraftstoffersparnis.

Die Effizienz von Batterien wird wesentlich von deren Managementsystemen bestimmt. Die Eldev UG Großröhrsdorf entwickelt und realisiert skalierbare Batterie- und Hybridspeichersysteme für Elektromobilität und Ladeinfrastruktur und präsentiert Produkte sowie Kompetenzen ebenfalls am Stand von AMZ.

Der Durchbruch der E-Mobilität erfordert ein verändertes Herangehen an die Konstruktion und Fertigung von Fahrzeugen. Neue, leichtere Werkstoffe und Materialkombinationen kommen zum Einsatz, die wiederum neue bzw. angepasste Fügeprozesse erfordern. Auf diesem Themenfeld verfügt die SLV Halle GmbH über umfangreiche Erfahrungen und Expertise. Die Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt präsentiert ihr Leistungsspektrum zur IAA u. a. an dem im eigenen Haus entwickelten computergestützten Schweißsimulator.

„Unsere Gemeinschaftsschau in der Halle sowie auf dem Außengelände verdeutlicht, dass die AMZ-Mitglieder und die Partner unseres sächsischen Netzwerks mit ihren innovativen Produkten und Technologien den Wandel der Nutzfahrzeugindustrie hin zu emissionsfreien Antrieben und neuen Konzepten für Logistik und Verkehr aktiv mitgestalten und beispielsweise bei der Elektrifizierung ganz vorn fahren. Wir nutzen die IAA, um die Leistungsfähigkeit des Autolandes Sachsen einem internationalen Fachpublikum zu präsentieren, neue Kontakte zu gewinnen und bestehende Verbindungen zu vertiefen“, sagt AMZ-Netzwerkmanager Dirk Vogel, der bei der Vorbereitung und Durchführung des IAA-Auftritts erneut auf die bewährte Partnerschaft mit der IHK Chemnitz und der Wirtschaftsförderung Sachsen bauen kann.

AMZ auf der IAA 2018 – Halle 13, Stand C15

Mehr zum Netzwerk unter: www.amz-sachsen.de

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