„Autokauf ist wirtschaftlicher Blödsinn“

Individuelle Mobilität nachhaltig praktiziert – diesen Ansatz verfolgt Prof. Hubert Jäger vom ILK der TU Dresden mit dem Konzept TRACE.
Individuelle Mobilität nachhaltig praktiziert – diesen Ansatz verfolgt Prof. Hubert Jäger vom ILK der TU Dresden mit dem Konzept TRACE. (Foto: Ina Reichel)
17.10.2017 | Redaktion Autoland

Die Schweizer wollen rund 40 Prozent des Güterverkehrs in unterirdische Tunnel verlegen. Die Schweden planen Ähnliches beim Mülltransport. Das Hyperloop-System soll Menschen effizient von A nach B bringen. Prof. Hubert Jäger, Vorstandssprecher des Instituts für Leichtbau und Kunststofftechnik ILK an der TU Dresden, hält nichts von Beförderung in Röhren. Sein Mobilitätskonzept für morgen heißt TRACE – My Travelling Space.

TRACE steht für ein hochautomatisiertes Mensch-Container-System, das Personen in individuellen Kabinen transportiert und damit Autos im herkömmlichen Sinne sowie Parkplätze und Staus weitestgehend überflüssig macht. „Der Autokauf ist immer noch eine hoch emotionale Angelegenheit, aber wirtschaftlich eigentlich Blödsinn“, sagt Prof. Jäger. Die meiste Zeit stehe der Privat-Pkw oder sei mit Parkplatzsuche beschäftigt. Wenn man Auto-Kaufpreis und alle laufenden Ausgaben zusammenrechne, investiere ein Mensch über ein Autoleben lang zehn bis 30 Euro pro tatsächlich gefahrenen Kilometer, zeigt er ein nicht gerade stimmiges Kosten-Nutzen-Verhältnis auf.

Ressourcen sinnvoll einzusetzen und gleichzeitig individuell mobil zu sein, darauf setzt er mit dem TRACE-Konzept. Hierbei kauft oder mietet der Nutzer eine nach seinem Geschmack gestaltete Kabine – das kann die Büroeinrichtung oder die Sitzecke im Wohnzimmer sein – und bestellt sich dazu via Smartphone ein passendes Fahrgestell, das über eine öffentliche Infrastruktur zur Verfügung gestellt wird. Je nach Zweck kann es elektrisch, mit Brennstoffzelle oder Verbrennungsmotor angetrieben sein. Da die Fahrgestelle jede Kabine aufladen können, ähnlich einem Standard-Frachtcontainer, rentiere sich deren Auslastung zum Nutzen der individuellen Mobilität und der Umwelt. Eine wichtige Voraussetzung für das Funktionieren von TRACE ist das autonome Fahren. Jäger rechnet damit, dass es in zehn Jahren möglich sein sollte. Während Kurzfahrten in die Stadt oder Fernreisen über hunderte Kilometer haben die Insassen Zeit zum Lesen, Arbeiten oder Entspannen. Die Kabinen selbst fahren dicht gepackt und dort, wo notwendig, in Geschwindigkeiten bis zu 350 km/h zum Ziel. Dort können sie in Hochregalen automatisch geparkt werden und zu Hause oder im Unternehmen dann wieder als Wohn- oder Büroeinrichtung fungieren.

Bis 2020 will Jäger die ersten funktionierenden Trace-Transporter bauen und auf Teststrecken in Sachsen rollen lassen. Sein Ziel ist es auch, die Tracer zukünftig im Freistaat zu fertigen.

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