Das Fahrzeug der Zukunft ist Software-definiert Wie sich das Engineering-Unternehmen IAV den Herausforderungen im Mobilitätswandel stellt

Matthias Kratzsch ist seit 1. Januar 2021 Vorsitzender der IAV-Geschäftsführung. IAV sieht er in Zukunft als Tech Solution Provider. Im IAV-Entwicklungszentrum Stollberg arbeitet einer der modernsten HV-Verbundprüfstände.
Links: Matthias Kratzsch ist seit 1. Januar 2021 Vorsitzender der IAV-Geschäftsführung. Rechts: Im IAV-Entwicklungszentrum Stollberg arbeitet einer der modernsten HV-Verbundprüfstände.
24.03.2022 | Redaktion Autoland

Die Transformation in der Mobilität hin zu Automatisierung, Digitalisierung und Elektrifizierung verlangt ein verändertes Herangehen an den Fahrzeugentwicklungsprozess. Der international agierende Ingenieurdienstleister IAV mit rund 8.000 Mitarbeitern weltweit richtet sich dafür neu aus – vom Premium-Entwicklungspartner zum Tech Solution Provider.

Für Matthias Kratzsch, Vorsitzender der IAV-Geschäftsführung, bedeutet das, wachsende Komplexität im Produkt mit modernsten Technologien und Entwicklungsmethoden zu beherrschen und deutlich schneller als bisher in serienreife Lösungen mit hoher Akzeptanz umzusetzen.

„Gefragt sind Systemdenken und Integrationskompetenz. Der Blick auf die einzelne Komponente reicht nicht mehr aus. Es geht darum, für ein komplexeres System die Gesamtverantwortung als Entwickler zu übernehmen.“

Der Wandel ist vor allem Software-getrieben. Der Großteil der heutigen Fahrzeuge besitzt eine Vielzahl an Steuergeräten mit eigener Software, die über die Lebenszeit des Fahrzeugs Bestand hat. „Mit der Entwicklung hin zum automatisierten und vernetzten Fahren brauchen wir jedoch eine deutlich leistungsfähigere Software, die keine Stand-Alone-Lösung mehr sein kann, die aus der Cloud regelmäßig Updates aufspielt und die eine sichere Kommunikation mit dem Umfeld garantiert“, verdeutlicht der IAV-Chef und unterstreicht: „Das Fahrzeug der Zukunft ist Software-definiert.“

Vor diesem Hintergrund setzt das aus der Antriebs- und Fahrzeugentwicklung gewachsene Unternehmen, das bereits frühzeitig in automatisiertes Fahren und E-Mobilität eingestiegen ist, seine Leistungsfelder neu auf. Dabei spielen die sächsischen IAV-Standorte in Stollberg, Chemnitz und Dresden eine wesentliche Rolle.

Stollberg: Zentrum für E-Antriebe

Im Entwicklungszentrum Stollberg wurde in den vergangenen Jahren umfangreich in die Neuausrichtung der Prüffelder für die Elek­tromobilität investiert. Wesentliche Elemente für den E-Antrieb werden hier im Systemverbund getestet bis hin zum kompletten elektrischen Antriebsstrang. Die Stollberger Ingenieure nutzen dafür u. a. einen Hochvolt-Verbundprüfstand, mit dem Subsysteme bereits vor der Integration ins Fahrzeug gründlich untersucht werden können. „Wir werden Stollberg weiter zum E-Antriebs-Entwicklungszentrum der IAV ausbauen“, betont Matthias Kratzsch. Er verweist darauf, dass auch im verbrennungsmotorischen Bereich weiterhin Entwicklung passiert.

Die IAV bringt ihre Kompetenzen für automatisiertes Fahren in zahlreiche Projekte ein.
Die IAV bringt ihre Kompetenzen für automatisiertes Fahren in zahlreiche Projekte ein.

Chemnitz: Schwerpunkt automatisiertes Fahren, Elektronik und Software

In Chemnitz werden die bereits seit rund zehn Jahren laufenden Entwicklungen zum automatisierten und vernetzten Fahren fortgesetzt. Resultate dieser Arbeiten sind immer mehr auch auf den sächsischen Straßen zu erleben. Seit kurzem können Bürger in der erzgebirgischen Kleinstadt Zwönitz ein E-Shuttle nach Bedarf über eine App rufen und 28 Punkte in dem langgestreckten Ort flexibel anfahren. In Rackwitz sowie in Leipzig laufen Pilotprojekte mit automatisiert fahrenden E-Shuttles, um den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu gestalten. „Noch ist im Kleinbus ein Sicherheitsfahrer an Bord. Zukünftig wird ein autonomer Betrieb angestrebt. Wir gehen davon aus, dass das in fünf Jahren auf definierten Strecken möglich sein wird“, sagt Matthias Kratzsch.

An solchen und weiteren Softwareentwicklungen wird am jüngsten sächsischen IAV-Standort in Dresden gearbeitet. Dafür ist der Tech Solution Provider immer auf der Suche nach Personal. „Durch die Nähe zu den Hochschulen in Dresden, Chemnitz, Zwickau oder Mittweida können wir hier immer gute Leute gewinnen“, betont Matthias Kratzsch, der selbst Kraftfahrzeugtechnik in Zwickau studiert hat. Aktuell sind mehr als 80 offene Stellen in der Region zu besetzen.

Internes Qualifizierungsprogramm

Die Themen Schulen und Weiterbilden stehen ebenso inhouse verstärkt auf der Tagesordnung. „Wir haben die Pandemie-Zeit auch genutzt, um ein internes Qualifizierungsprogramm aufzulegen. Beispielsweise haben wir Mitarbeiter, die viele Jahre im Verbrennungsmotorenbereich tätig waren, für neue Jobs wie Systemingenieur oder Softwareentwickler qualifiziert“, berichtet Matthias Kratzsch.

iav.com

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