Die Batterietechnik als Know-how-Träger der Zukunft zu etablieren, ist Ziel des Innovationsnetzwerkes TraWeBa. Die Abkürzung steht für Transformations-Hub Wertschöpfungskette Batterie. Der Hub arbeitet unter Leitung des Automobilclusters Ostdeutschland (ACOD). In Leipzig diskutierten Mitte Mai rund 150 Wissenschaftler, Techniker, Unternehmer und Politiker über Stand und Zukunft der Batterieproduktion in Deutschland. Auf ihrem Jahreskongress sprachen sie sich dafür aus, die vor mehr als zwei Jahren begonnene Arbeit über 2025 hinaus fortzusetzen.
„Was bislang die Motoren, Getriebe oder der Karosseriebau für den deutschen Automobilbau waren, das muss das Batterie-Öko-System der Zukunft abbilden.“ Das betonte ACOD-Geschäftsführer Dr. Jens Katzek auf dem Jahreskongress. Dazu sei zwingend das Transformations-Netzwerk zu erhalten und der Austausch weiter voranzubringen. „Wir hoffen deshalb sehr auf die Fortführung der Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium. Das in den letzten Jahren Aufgebaute jetzt zu beenden, wäre schlichtweg unverantwortlich.“
Heimisches Lithium für zirka 800.000 E-Fahrzeuge jährlich
Zum Thema Batterierohstoffe diskutierten die Kongressteilnehmer über eine größere Unabhängigkeit und die in Deutschland vorhandenen, eigenen Rohstoffressourcen. Marko Uhlig, Geschäftsführer der Zinnwald Lithium GmbH, stellte das Lithium-Abbau-Projekt im sächsischen Zinnwald vor. Die Lagerstätte verfügt über das Lithium, das die europäischen Batteriehersteller am häufigsten einsetzen. Für ein Elektrofahrzeug benötigt man derzeit im Schnitt etwa 15 Kilogramm Lithiumhydroxyd. Die anvisierte Fördermenge reicht für jährlich zirka 800.000 Elektrofahrzeuge.
„Mit seiner Lage im Herzen der europäischen Chemie- und Automobilindustrie profitiert das Zinnwald Lithium-Projekt von der langen Bergbaugeschichte in Sachsen und der umfangreichen Infrastruktur, die dort bereits vorhanden ist. Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sind in jedem Schritt unseres Prozesses fest verankert“, so Uhlig.
Geplantes Projekt kann Rohstoffdilemma in der Batterieproduktion lösen
Das Projekt umfasst eines der größten Lithiumvorkommen Europas – eine Erzlagerstätte an der deutsch-tschechischen Grenze. Dieses Gebiet gab dem Zinnwaldit, einem lithiumhaltigen Erz, seinen Namen. „Der geplante Lithium-Abbau in Sachsen kann das Rohstoffdilemma in der Batterieproduktion lösen. Das Gelingen eines Vorhabens dieser Größenordnung wird eine Erfolgsgeschichte für die Region und musterhaft für Deutschland sein, wenn es gemeinsam getragen wird“, unterstrich Uhlig.
Mehr Tempo und offeneres Agieren in deutscher Batterieforschung gefordert
Einer der weltweit größten Player in der Batterieforschung ist das Center for Electrochemical Energy Storage Ulm & Karlsruhe (CELEST). CELEST bündelt das Know-how von 29 Instituten seiner Partnerinstitutionen: Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Universität Ulm und Zentrum für Solarenergie- und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg (ZSW). Es koordiniert gemeinsame Aktivitäten mit anderen Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie mit der Industrie im In- und Ausland. „Die Batterieforschung in Deutschland ist auf einem guten Weg, das Tempo reicht aber noch nicht und wir müssen viel offener und vertrauensvoller miteinander agieren. Wir haben eine echte Chance im internationalen Vergleich“, hob CELEST-Direktor Prof. Dr. Maximilian Fichtner hervor.
Mehr Risiko wagen, Fehler zulassen und interaktiv wachsen
Simon Voss, Gründer und CEO von BETTERE legt großen Wert auf die Zusammenarbeit mit TraWeBa. Die Faktenlage ist für ihn eindeutig. „Die deutsche Automobilbranche genießt international gegenwärtig noch hohes Ansehen und in der Automobilproduktion einen renommierten guten Ruf. Unsere Entwicklungs- und Fertigungskompetenzen in Motoren und Getriebe wie auch in Karossieren gaben uns weltweite Wettbewerbsvorteile. Das ändert sich seit einigen Jahren durch den batteriegetriebenen Technologiewandel.“
Er plädiert für die enge und von Vertrauen geprägte Zusammenarbeit, die sich durch hohe Geschwindigkeit im Austausch von Wissen und Trends auszeichnet. „Ich sehe viele Unternehmen mit unglaublicher Kompetenz. Nur müssen wir uns wieder mehr ins unternehmerische Risiko wagen, Fehler zulassen und durch sie interaktiv wachsen – dann kann Innovation entstehen.“
Netzwerkarbeit muss weitergehen
Kongresse wie dieser sind für ihn eine wichtige vertrauensfördernde Plattform. Die Arbeit selbst sieht er aber in agilen und operativ funktionierenden Netzwerken. „TraWeBa kann als operatives Netzwerk unserer Branche bisher ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Unsere Arbeit in Deutschland und Europa muss weitergehen und zwar mit dem Engagement aller Netzwerkmitglieder und Partner – (nur) dann werden wir auch schon bald ergründen, dass wir im globalen Rennen der Batterieindustrie ernst zu nehmen sind.“