Polyamidverarbeitung: Feuchtebedingte Formteilfehler vermeiden

Probenvorbereitung und -messung in der Glovebox am KUZ. Als gemeinnützige industrienahe Forschungseinrichtung ist das Kunststoffzentrum erfahrener Partner für anwendungsnahe Forschung und Entwicklung sowie Dienstleistungen in kunststofftechnischen Fragestellungen und für berufsbegleitende Weiterbildung.
Probenvorbereitung und -messung in der Glovebox am KUZ. Als gemeinnützige industrienahe Forschungseinrichtung ist das Kunststoffzentrum erfahrener Partner für anwendungsnahe Forschung und Entwicklung sowie Dienstleistungen in kunststofftechnischen Fragestellungen und für berufsbegleitende Weiterbildung. (Foto: KUZ)
12.02.2021 | Redaktion Autoland

Feuchtebedingte Formteilfehler sind bei der Verarbeitung von Polyamiden ein weit verbreitetes Problem. Um beim Spritzgießen technischer Teile aus PA6 eine kontinuierlich hohe Qualität zu erreichen und Ausschuss zu minimieren, erarbeiten Forscher am KUZ Leipzig Handlungshinweise für Kunststoffverarbeiter.

Bei der Herstellung von qualitativ hochwertigen Spritzgussteilen aus Polyamiden spielt die Feuchtigkeit des verarbeiteten Granulats eine große Rolle. Eine schwankende Qualität der Formteile kann meist nur durch die prozessbegleitende Kontrolle der Granulatfeuchte vermieden werden. Das ist von hoher Relevanz, da die Feuchte bei jeder Materialcharge stark variieren kann. Um dies auszugleichen, wird das Material – vorzugsweise eher zu lange als zu kurz – getrocknet. Ein weiteres Problem sind unterschiedliche Messmethoden zur Bestimmung des Feuchte- bzw. Wassergehaltes von Kunststoffen. Diese unterscheiden sich hinsichtlich ihres Messprinzips und ihrer Genauigkeit stark, weshalb gemessene Ergebnisse vorwiegend nicht vergleichbar sind. Insbesondere für die Messung geringer Wassergehalte von <0,1 % kommen nur wenige Methoden infrage.

In einem Forschungsprojekt am Kunststoff-Zentrum in Leipzig (KUZ) untersuchen die Fachleute den Zusammenhang von Granulatfeuchte, Rheologie und Formteileigenschaften. Gleichzeitig betrachten sie die Aussagefähigkeit verschiedener Feuchtemessmethoden. Ziel des Projektes ist die Erarbeitung von Handlungshinweisen für Kunststoffverarbeiter, um beim Spritzgießen technischer Teile aus PA6 eine kontinuierlich hohe Teilequalität zu erreichen und Ausschuss zu minimieren.

Im akkreditierten Prüflabor beschäftigt sich das KUZ seit vielen Jahren bereits mit der Wassergehaltsbestimmung mittels Karl-Fischer-Titration (KFT), insbesondere von geringen Wassergehalten (<0,1 %). In Vorbereitung auf das Projekt wurde das im KUZ vorhandene Messgerät erneuert und ein Messsystem mit automatischem Probenwechsler der ECH Elektrochemie Halle GmbH angeschafft. Um die Messgenauigkeit und Reproduzierbarkeit der KFT zu verbessern, wurde diese in eine Glovebox eingehaust, in welcher die Probenvorbereitung und -messung stattfinden.

Neben der KFT werden drei weitere Methoden zur Bestimmung des Wassergehaltes verwendet, um einen Vergleich der Messmethoden zu ermöglichen. Die rheologische Seite wird durch Untersuchungen mit dem am KUZ entwickelten Spritzgießrheometer betrachtet. Dazu kommen stichprobenartige Messungen mit einem Extrusionsrheometer und die Ermittlung von Viskositätszahl und MVR-Wert. Ein zusätzlicher Fokus liegt auf der Vortrocknung des Granulats. Im Rahmen des Projektes werden die Trocknungsbedingungen variiert, um den Einfluss auf die Verarbeitungsfeuchte und die Schmelzeviskosität zu bestimmen. Interessant werden die Projektergebnisse vor allem für Kunststoffverarbeiter sein, die Polyamide verarbeiten und ihre Prozesskette optimieren wollen.

Ansprechpartner:
Janine Dubiel
Tel. 0341-4941810
dubiel@kuz-leipzig.de

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