Zulieferer sollen noch flexibler und nachhaltiger werden

VW-Einkaufsvorstand Dr. Stefan Sommer und rund 100 Zulieferer diskutierten in Chemnitz, wie der Transformationsprozess in der Autoindustrie gemeinsam umgesetzt werden muss.
VW-Einkaufsvorstand Dr. Stefan Sommer diskutierte mit rund 100 Zulieferern in Chemnitz, wie der Transformationsprozess in der Autoindustrie gemeinsam umgesetzt werden muss. (Foto: Ina Reichel)
21.05.2019 | Redaktion Autoland

Der Wandel in der Automobilindustrie treibt die Zulieferer um. Sachsen ist durch den Umbau des VW-Werkes Zwickau zur ersten reinen E-Fahrzeugfertigung besonders betroffen. Ihre Sorgen und Nöte unterbreiteten Branchenvertreter im Oktober 2018 zur Jahreslounge des Automobilzuliefernetzwerks AMZ dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. Daraufhin initiierte die Sächsische Staatskanzlei gemeinsam mit AMZ ein Gespräch mit VW-Konzernvorstand Dr. Stefan Sommer, verantwortlich für den Geschäftsbereich Komponente und Beschaffung.

Zum Termin am 15. Mai 2019 waren über 100 Mitglieder des AMZ-Netzwerks und weitere Gäste ins Business Village nach Chemnitz gekommen, um mit VW-Vorstand und Ministerpräsident zu diskutieren. Vor allem interessierten die Anwesenden Einzelheiten zur VW-Strategie der nächsten Jahre, um daraus verlässliche Informationen für ihr Geschäft ableiten zu können. Die Gleichung, die der Beschaffungsvorstand aufmachte, gab den Zulieferern zumindest ein klares Zeitgerüst an die Hand. Um die Pariser Klimaziele zu erfüllen und bis 2050 die globale Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, werde Volkswagen zu diesem Zeitpunkt keine CO2-Emission mehr auf die Straße bringen. Das bedeutet, 2040 kommen die letzten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in den Verkauf und 2026 wird letztmalig eine Plattform für diese Antriebsart aufgesetzt. 2030 dürften die letzten neuen Verbrenner auf die Straße rollen. Zu diesem Zeitpunkt, so Sommer weiter, sollen 42 Prozent der VW-Fahrzeuge batterieelektrisch unterwegs sein. Im Umkehrschluss werden nicht 58 Prozent reine Verbrenner produziert, sondern vielmehr ein Mix aus hybriden und konventionellen Fahrzeugen.

Umweltvorgaben diktieren den Zeitplan

Bestimmt wird diese Strategie von den CO2-Vorgaben der EU, die das Flottenziel von 95 g CO2/km ab 2020 verschärft hat. Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen von Neuwagen nochmals um 37,5 Prozent gegenüber 2021 sinken. VW will sich in diesem Prozess nicht treiben lassen, sondern aktiv gestalten. Das geht nicht ohne die Zulieferer und ohne einen frühzeitigen offenen Dialog in der gesamten Kette, um die Anforderungen zu verstehen, über die Zeitschienen Bescheid zu wissen und die Potenziale zu erkennen, betonte der Einkaufsvorstand. Wesentliche Anforderungen an die Zulieferer lauten: noch flexibler werden, sich mit intelligenten Produktionssteuerungssystemen und Arbeitszeitmodellen auf deutlich stärkere Auftragsschwankungen als bisher einstellen und das Thema Nachhaltigkeit in alle Prozesse einbeziehen. Dieser Faktor wird neben Qualität, technischen Fähigkeiten und Kosten zu einem weiteren wesentlichen Kriterium für Beschaffungsentscheidungen. Dr. Stefan Sommer, der bis 2017 als Chef von ZF selbst auf der Zulieferseite agiert hat, betonte die Chancen, die für regionale Zulieferer erwachsen: Unter CO2-Gesichtspunkten könne es zukünftig günstiger werden, hier zu produzieren.

Die Zulieferer legten dem Einkaufsvorstand neben den aus dem Transformationsprozess erwachsenden Themen auch die Nöte aus der aktuellen Geschäftspraxis dar. So könne es sich ein hiesiger Mittelständler im Gegensatz zu chinesischen Staatskonzernen nicht leisten, „Eintrittsgeld“ für einen Rahmenvertrag zu zahlen. Gefordert wurde neben dem technischen Wandel auch ein Wandel in der Kultur des Umgangs miteinander.

Dass sich die Sorgen der Zulieferer nach der rund 90-minütigen Veranstaltung in Luft auflösen, hatte sicher keiner der Anwesenden erwartet. Was erreicht wurde, ist eine weitere Sensibilisierung für den Fakt, dass die Transformation von der Verbrenner- zur elektromobilen Welt stattfindet und enorm an Tempo gewinnt.

AMZ unterstützt Zulieferer

Hilfestellung in diesem Prozess gibt das Netzwerk AMZ den Zulieferern aktuell mit Roadshows in innovativen sächsischen Unternehmen. Aufgezeigt wird, welche Veränderungen sich bei Komponenten und Teilen in E-Fahrzeugen sowie bei Brennstoffzellen- und Hybrid-Antrieben vollziehen, wie die sächsische Automobilzulieferindustrie daran partizipieren kann und welche Wege Firmen im Umstrukturierungsprozess beschreiten.

Die nächsten Roadshow-Termine sind:

  • 05. Juni 2019: Pierburg Pump Technology GmbH Hartha
  • 19. Juni 2019: DGH Heidenau GmbH & Co. KG
  • 26. Juni 2019: GKN Driveline Deutschland GmbH, Zwickau-Mosel

Mehr Informationen finden Sie hier

Interessenten für eine Veranstaltung melden sich bitte an unter: wagner@amz-sachsen.de

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