Maschinen wie das Smartphone bedienen

Maschinen wie das Smartphone bedienen
Die Veranstaltung zu zukunftsfähigen Maschinenbedienkonzepten bei der WEMA Glauchau stieß auf große Resonanz. Mehr als 70 Teilnehmer interessierten sich für die Vorträge und Vorführungen aus Forschung und Praxis. Foto: Ina Reichel
06.05.2022 | Redaktion Autoland

Maschinen sollen einfach zu bedienen, schnell zu konfigurieren und leicht zu warten sein. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und steigender Anlagenkomplexität wandelt sich dieser Anwenderwunsch zur Notwendigkeit. Das gemeinsam von der WEMA Glauchau, dem sächsischen Automobilzuliefernetzwerk AMZ und dem Innovationsverbund Maschinenbau Sachsen VEMAS veranstaltete Forum zu zukünftigen Bedienkonzepten am 2. Mai 2022 stieß deshalb auf große Resonanz.

Übersetzer zwischen Menschen und Maschinen

Die übergreifende Sicht aus den Vorträgen, praktischen Vorführungen und Diskussionen lautet kurz zusammengefasst: Parametrieren statt programmieren. Die komplexen Vorgänge in den Maschinen müssen für den Bediener „übersetzt“ und benutzerfreundlich aufbereitet werden – vereinfacht visualisiert und schnell erfassbar. Diesen erfolgversprechenden Weg hat auch der Schleifmaschinenhersteller WEMA Glauchau eingeschlagen. „Der Anwender will mit leistungsfähiger Technik effizient und flexibel produzieren. Wir stellen dafür nicht nur die Maschine, sondern ebenso die Schnittstelle für eine klare, einfache, intuitive Bedienung zur Verfügung, sozusagen den Übersetzer zwischen Menschen und Maschine. Mit den komplexen Vorgängen in den Maschinen und Steuerungen muss sich der Bediener nicht befassen. Diesen Part übernehmen wir“, betonte Ronald Krippendorf, Geschäftsführer der WEMA Glauchau und Gastgeber der Veranstaltung.

Intuitive Bedienoberfläche

Der Schleifmaschinenhersteller bietet seine Anlagen mit der eigenentwickelten Software WoP an. WoP steht für werkstattorientierte Programmierung und ebenso für eine prozessgerechte Architektur und für Komfort: Intuitive Menüs führen den Bediener über eine nutzerfreundliche Oberfläche zielgenau durch die Parametereingabe; umfangreiche Kontrollfunktionen sorgen im Hintergrund für maximale Sicherheit. Programmier- und CNC-Kenntnisse sind nicht notwendig. Software und Maschinensteuerung nach Industrie 4.0-Kriterien lassen sich außerdem sehr gut integrieren und auch über Fernzugriff analysieren.

Technologien wie der digitale Fingerabdruck und der digitale Zwilling sorgen dafür, dass anstehende Wartungen oder möglicher Verschleiß vorausschauend erkannt wird und Kollisionen bzw. Stillstände vermieden werden, wie René Floß, Konstruktionsleiter bei der WEMA Glauchau, berichtete.

Die nutzerfreundliche Bedienoberfläche ist u. a. in die neuentwickelte Universalschleifmaschine WOTAN® S6U-L integriert. Diese stellt die WEMA Glauchau vom 17. bis 20. Mai 2022 auf der GrindingHub in Stuttgart vor. Zur Veranstaltung feierte die Anlage ihre Vor-Messe-Premiere und konnte von den Teilnehmern gründlich in Augenschein genommen werden.

Produkte nach Nutzerbedarf gestalten

Die Mensch-Maschine-Schnittstelle nach dem „Smartphone-Prinzip“ neu zu denken und nutzerzentriert zu gestalten, verlangt nach interdisziplinärer Zusammenarbeit. Wie diese funktionieren kann, demonstrierten Dr. Arvid Hellmich vom Fraunhofer IWU und Sebastian Lorenz von der Professur für Technisches Design der TU Dresden am Beispiel eines mobilen Roboters. Dieser wird u. a. für Auftragsspitzen vermietet. Kriterium dafür war eine Bedienschnittstelle, die von unterschiedlichen Nutzern ohne Einarbeitung gehandhabt werden kann.

Die Interaktion mit Werkzeugmaschinen aus Sicht eines Anwenders vermittelte Marco Irmscher von Flender Industriegetriebe. Für den Hersteller von Getriebekomponenten ist die Verfügbarkeit der Fertigungstechnik von essentieller Bedeutung. Deshalb spielen Konzepte und Technologien zur digitalen Überwachung von Maschine und Prozess, wie der digitale Zwilling, bereits eine große Rolle in der Produktionspraxis. Damit habe man signifikant weniger Maschinenausfälle erreicht.

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