Neue Wege in der automobilen Kompetenzentwicklung Auto_ID unterstützt digitalen Wissenstransfer in der sächsischen Automobilzulieferindustrie

Kompetenzentwicklung: Mit einem virtuellen Simulator wird die Aus- und Weiterbildung von Schweißern am Volkswagen Bildungsinstitut bereits digital unterstützt.
Mit einem virtuellen Simulator wird die Aus- und Weiterbildung von Schweißern am Volkswagen Bildungsinstitut bereits digital unterstützt. (Foto: Volkswagen Bildungsinstitut)
19.07.2018 | Redaktion Autoland

Die viel beachtete Gemeinschaftsstudie des Chemnitz Automotive Institute (CATI) und des Netzwerks Automobilzulieferer Sachsen (AMZ), die Anfang 2017 abgeschlossen wurde, hat sehr detailliert aufgezeigt: Die Automobilindustrie steht vor einem fundamentalen Strukturwandel, der auch für die Hersteller und Zulieferbetriebe im Autoland Sachsen eine erhebliche Herausforderung darstellt. Ein wesentlicher Schlüssel zu ihrer Bewältigung ist die Kompetenzentwicklung von und in Unternehmen.

Dieser Einsicht folgend haben sich neben CATI und dem AMZ weitere Akteure zu einem Netzwerk zusammengefunden: die TUCed An-Institut für Transfer und Weiterbildung GmbH und die Professur Arbeitswissenschaft und Innova­tionsmanagement an der TU Chemnitz, das Volkswagen Bildungsinstitut, die Berufsakademie Sachsen und der Automotive-IT Dienstleister CARNET.

Zwei Dinge beflügelten den Zusammenschluss: Der automobile Strukturwandel voll­zieht sich dank Digitalisierung in einem atemberaubenden Tempo. Von daher ist auch Eile geboten, entsprechende Qualifizierungsangebote zeitnah bereitstellen zu können. Hierzu bedarf es mehrerer Beteiligter, um Synergien zu nutzen. Nicht nur die automobile Landschaft verändert sich, sondern auch die Art und Weise, wie wir künftig arbeiten, kommunizieren – sowie lehren und lernen. Konventionelle Lernangebote und -methoden reichen künftig allein nicht mehr aus. „Dieses Netzwerk stellt eine ideale Mischung aus Automobilkompetenz und digitaler Kompetenz dar, um für unterschiedliche Zielgruppen passgenaue didaktische Konzepte zu entwickeln und zu erproben“, so Claus-Peter Held, Geschäftsführer der TUCed.

Aus dem Netzwerk ist ein erstes Projekt entstanden, das unter dem Titel „Auto_ID – Technologie- und Qualifizierungsradar für den digitalen Wissenstransfer in der säch­sischen Automobilzulieferindustrie“ seit 1. März 2018 für vier Jahre durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Verbund-Koordinator ist AMZ, die Projektleitung hat Andreas Wächtler inne. „Wir sind außerordentlich zufrieden, dass bereits ein Jahr nach Abschluss unserer Automobilstudie mit Fokus auf die sächsische Zulieferindustrie ein solches Projekt zur automotiven Kompetenzentwicklung gestartet werden konnte und sich daran namhafte Akteure aktiv beteiligen“, so Prof. Olle (CATI) und Dirk Vogel (AMZ).

Digitaler Wissenstransfer in Kombination mit analogen Methoden

Das Projekt hat zum Ziel, für die Themenfelder neue Antriebe, neue Werkstoffe und Digitalisierung von Produkt und Prozess entsprechende Lehrinhalte und -formate zu entwickeln und zu erproben. Der digitale Wissenstransfer stellt eine ideale Brücke dar, um neue Inhalte mit neuen Lernangeboten zu verknüpfen.

Bei aller Betonung der Vorteile digitaler Wege der Wissensvermittlung geht es nicht um den Ersatz von Präsenztraining und analogen Informationsträgern, sondern um deren sinnvolle Kombination. Auto_ID wird daher in hohem Maße auf hybride Formate setzen, um für unterschiedliche Zielgruppen bestehende Lernangebote durch digitale Module zu ergänzen.

Wichtige Projektschritte sind die Erarbeitung eines Technologie- und Qualifikationsradars mit dem Ziel, zu ausgewählten Inhalten digitale Wissensbausteine zu erarbeiten; die Auswahl verfügbarer digitaler Lernformate und Anwendungen, in die die digitalen Wissensbausteine eingebunden werden können (Lernplattformen, Apps, VR-Technik u.a.); die Pilotierung dieser Qualifizierungsbausteine in den Angeboten der beteiligten Bildungseinrichtungen (VWBI, BA, TUCed). Hierdurch können ganz unterschiedliche Zielgruppen (Auszubildende, Studierende und Beschäftigte) erreicht werden. Durch das Netzwerk AMZ ist zudem ein bewährter direkter Zugang zu mittelständischen Zulieferfirmen gegeben, um digitale Lernangebote im betrieblichen Alltag zu erproben.

Diese Pilotierungsphase ist für das Projekt von außerordentlich hoher Wichtigkeit, da es in der digitalen Bildung nicht nur auf Technologie, sondern in hohem Maße auf geeignete didaktische Konzepte ankommt, die von den Teilnehmern angenommen werden. Die Nutzereignung und Qualitäts­sicherung der Qualifizierungsmodule sind daher weitere wichtige Bausteine des Projektes.

Auf Nachhaltigkeit ausgerichtet

Über die gesamte Projektdauer wird eine Transfer- und Servicestelle im Business Village Chemnitz eingerichtet, die Impulse für mittelständische Unternehmen durch Informationsleistungen setzen und durch Unterstützungsangebote deren Weg zum digitalen Lernen begleiten soll. Es ist beabsichtigt, diese Transfer- und Servicestelle nach Projektende in ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Betreibermodell zu überführen.

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