Meilenstein für automatisiertes Fahren gesetzt

Meilenstein für automatisiertes Fahren gesetzt
Die Hände sind weg vom Lenkrad. Die Kehrmaschine fährt selbst. Das automatisierte Straßenreinigungsfahrzeug ist ein Ergebnis der „Transatlantic Automated Driving Alliance“ (TADA). In diesem Projekt haben Partner aus Sachsen und den USA unter Konsortialführerschaft des Netzwerks AMZ Projekte zur automatisierten und vernetzten Mobilität realisiert. Foto: FAUN
25.09.2023 | Redaktion Autoland

Mit einem automatisierten Straßenreinigungsfahrzeug haben die Partner des AMZ-geführten sächsisch-amerikanischen TADA-Projekts einen Meilenstein für das automatisierte Fahren gesetzt. Die selbstfahrende Kehrmaschine präsentieren sie zur ADAS Experience am 26./27. September 2023 auf dem DEKRA Lausitzring.

Straßenreinigungsfahrzeuge sind mit niedriger Geschwindigkeit und auf definierten Strecken unterwegs. Aufgrund dieser Eigenschaften sowie vor dem Hintergrund eines wachsenden Personalmangels bietet sich hier der Einsatz selbstfahrender Kehrmaschinen an. Ein solches Fahrzeug haben sächsische und US-amerikanische Unternehmen in der „Transatlantic Automated Driving Alliance“ (TADA) entwickelt. Die Konsortialführerschaft des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts lag in den Händen des sächsischen Automobilzuliefernetzwerks AMZ. Zur ADAS Experience am 26./27. September 2023 auf dem DEKRA Lausitzring ist die Kehrmaschine im Praxistest zu erleben. Auf dieser Konferenz rund um das assistierte und automatisierte Fahren feiern die TADA-Partner damit zugleich den erfolgreichen Projektabschluss.

Zukunftsfeld automatisiertes Fahren fester Bestandteil der AMZ-Arbeit

Entwicklungen zum automatisierten Fahren voranzutreiben, ist seit rund zehn Jahren fester Bestandteil der AMZ-Netzwerkarbeit. Mit dem Aufbau einer automatisierten Kehrmaschine in der transatlantischen Allianz haben die Akteure einen weiteren Meilenstein gesetzt. Partner in diesem Projekt waren von sächsischer Seite der Kehrmaschinenhersteller FAUN Viatec aus Grimma sowie die Experten für Sensordatenfusion und Fahrzeuglokalisierung FusionSystems und NAVENTIK aus Chemnitz. Von amerikanischer Seite wirkten das Unternehmen New Eagle sowie die Michigan Economic Development Corporation (MEDC) mit. Die Realisierung erfolgte in den zurückliegenden drei Jahren „trotz vieler pandemiebedingter Schwierigkeiten“, wie AMZ-Projektleiter Thomas Keltsch betont. Diese hätten aber alle Partner dies- und jenseits des Atlantiks mit überragender Flexibilität und Improvisation gemeistert.

Automatisierung von Fahr- und Kehrwerkfunktionen

Eine grundlegende Herausforderung bestand im aufwändigen Entwicklungsansatz. Er schloss – soweit zugänglich – Fahrzeugherstellerstrukturen ein, erforderte aber ebenso eigene parallele Strukturen und Eigenentwicklungen. Im Kern besteht der Technologieträger aus einem OEM-Standardfahrgestell, das sich für Umbau und vorgesehene Anpassungen eignet. Die Aktorik wurde durch Zugänge zum Fahrzeug-Bussystem und Reengineering-Lösungen realisiert. Damit lässt sich künftig die Standard-Fahrfunktion ausführen. Herausforderungen dabei sind die geringe Geschwindigkeit sowie die exakte Spurführung. Sie sind durch ein perfektes Zusammenspiel der Komponenten Ortung und Positionierung, Lenkung mit Darstellung des Lenkwinkels und den Korrekturen während der Fahrt zu gewährleisten.

Neben den Fahrfunktionen stand ebenso die Automatisierung des Kehrwerkes im Fokus. Es muss verschiedenartigen Schmutz erkennen und mit den Komponenten Besen, Wasser und Saugschacht flexibel und zuverlässig reagieren.

Auch das Kehrwerk der selbstfahrenden Straßenreinigungsmaschine arbeitet automatisiert. Foto: AMZ

Den Markt für Großkehrmaschinen revolutionieren

Im Ergebnis ist ein erprobter Funktionsträger entstanden. Er bringt in seiner Funktionalität alle Ansätze für einen fahrerlosen Betrieb einer Kehrmaschine auf abgeschlossenem Gelände mit. Gleichzeitig besitzt er das Potenzial, in der Weiterentwicklung zum Produkt den Markt für Straßenreinigung durch Großkehrmaschinen zu revolutionieren.

Gefahrensituationen an Kreuzungen entschärfen

In einem weiteren TADA-Projekt namens Crossroad Assistant steht die Sicherheit nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Radfahrer im Vordergrund. Dazu wurden Schwerpunktkreuzungen in Sachsen unter die Lupe genommen und Unfälle sowie deren Häufigkeiten mit Radfahrern durch rechtsabbiegende Kfz analysiert. In diesem Projekt arbeiten FusionSystems, dresden electronik und AMZ aus Sachsen sowie die US-amerikanischen Partner Trillium, Derq und MEDC zusammen. Sie führten mehrmonatige Verkehrsbeobachtungen zu Fahrwegen und zurückgelegten Strecken der Verkehrsteilnehmer mittels modernster Kameratechnik durch, um detaillierte Informationen zu gefährlichen Verkehrssituationen zu gewinnen. Auf dieser Basis sollen vorausschauende Warnszenarien erarbeitet werden. Auch zu diesem Projekt sind Tests auf dem Lausitzring geplant.

Wertschöpfung für Sachsen gewinnen

AMZ hat sich in der internationalen Zusammenarbeit in den TADA-Projekten weitere Expertise zur automatisieren und vernetzten Mobilität aufgebaut. Für den Erfolg spricht, dass es aus dem Markt entsprechende Anfragen zu Produkten gibt. „Mit den Partnern auf diesem Zukunftsfeld der Mobilität arbeiten wir daran, neue Standards zu entwickeln sowie Trends zu verfolgen und zu nutzen, um hier Wertschöpfung für Sachsen zu gewinnen“, unterstreicht AMZ-Projektleiter Thomas Keltsch die weiteren Ziele.

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