Das automatisierte Fahren sicher auf die Straße bringen FDTech Chemnitz arbeitet an serienreifen Lösungen für die Stufen 3 und 4

Karsten Schulze hat mit weiteren Partnern das Unternehmen FDTech gegründet.
Karsten Schulze hat mit weiteren Partnern das Unternehmen FDTech gegründet. (Foto: Kai-Uwe Knoth/Volkswagen)
20.12.2018 | Redaktion Autoland

Am 1. Oktober 2018 hat die FDTech GmbH Chemnitz ihren ersten Geburtstag gefeiert. Die Zahl täuscht jedoch ein wenig. Die fünf Gründer des jungen Startup verfügen über rund 20 Jahre Erfahrung auf dem Entwicklungsfeld Fahrerassistenzsysteme und automatisiertes Fahren. Mit den aktuell 45 Mitarbeitern widmen sie sich der Herausforderung, das automatisierte Fahren sicher auf die Straße zu bringen.

Der Unternehmensname widerspiegelt diesen Fokus auf Mobilitätslösungen für morgen. FDTech steht für Future Driving Technologies. Die Elektrotechniker, Informatiker, Mathematiker und Maschinenbauer arbeiten sozusagen am Fundament für das autonome Fahren, der „algorithmischen Kette des Fahrens“, wie Geschäfts­führer Karsten Schulze diesen Kernbaustein bezeichnet. „Wir gehen bewusst hinter die Sensor-Daten-Fusion und setzen in der funktionalen Ebene auf. Unser Ziel heißt, Funk­tionsalgorithmen in Serie zu bringen.“

Für diese „Befehlskette“ zwischen der Umfeldsensorik und der Fahrzeugaktorik sind sehr komplexe Aufgaben zu lösen. Damit das Auto zu jeder Zeit und in Bruchteilen von Sekunden die richtigen Entscheidungen trifft, gilt es zahlreiche Faktoren zu berücksichtigen, so die Situationsanalyse des Verkehrs, alle Fahrmanöver bis hin zur Kommunikation mit den anderen Teilnehmern und Objekten im Verkehrsumfeld. „Wir entwickeln Funktionen für das automatisierte Fahren vom Konzept über den Prototyp bis zur serienreifen Integration im Fahrzeug und der verbundenen Infrastruktur. Dabei wenden wir neue schnelle Entwicklungsmethoden unter Berücksichtigung der notwendigen Sicherheits­anforderungen an“, verweist Karsten Schulze auf die Kompetenzen des Unternehmens in allen Stufen des Entwicklungsprozesses. Mit dieser Spezialisierung, die sich insbesondere auf die Level 3 und 4 des automatisierten Fahrens erstreckt, besetzen sie ein bisher noch weitgehend brachliegendes Feld im Markt, das von Kunden in Europa und Asien gut nachgefragt wird.

Die aktuell 45 Mitarbeiter entwickeln Systeme, um das automatisierte Fahren in Serie zu bringen.

Die aktuell 45 Mitarbeiter entwickeln Systeme, um das automatisierte Fahren in Serie zu bringen. (Foto: Kai-Uwe Knoth/Volkswagen)

Denken in Partnerschaften

Das gilt auch für das zweite Standbein – die Validierung von Level-3- und Level-4-Systemen. „Hier sind noch viele Fragen offen. Mit unseren Erfahrungen aus der Zulassung von Fahrerassistenzsystemen arbeiten wir an neuen Test- und Validierungskonzepten und nutzen konsequent die Möglichkeiten der virtuellen Absicherung mit Simulationsumgebungen“, sagt der Geschäftsführer und betont, dass bei dieser wie bei allen weiteren Aufgaben das „Denken in Partnerschaften“ ein Prinzip von FDTech ist. Dazu gehört die Zusammenarbeit mit Herstellern von Spezialtools sowie weiteren Akteuren auf dem Feld des automatisierten Fahrens vor allem in Sachsen. „Die Entwicklungsaufgaben sind so immens und wir verfügen gerade in Chemnitz über sehr spezialisierte Firmen, deren Leistungen sich ergänzen. Ein solches Potenzial muss man einfach nutzen“, so Karsten Schulze.

Beruf und Privatleben vereinbaren

Ein weiterer Partner ist seit Ende August 2018 der Volkswagen-Konzern. Der Automobilhersteller hat eine Minderheitsbeteiligung an FDTech erworben und unterstützt damit das Wachstum des jungen Unternehmens, das bis 2022 sein Team auf 150 Mitarbeiter vergrößern will. Interessenten finden hier nicht nur spannende Arbeitsaufgaben, sondern ebenso attraktive Rahmenbedingungen. Türschilder wie Eltern-Kind-Zimmer, Kreativraum oder Massage weisen auf ein Arbeitsumfeld hin, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben fördert.

Die Menschen mitzunehmen, ist für Karsten Schulze eine generelle Voraussetzung, damit der Mobilitätswandel in der gesamten Gesellschaft gelingt. Wo erste Systeme, unterstützt von FDTech-Algorithmen, Anfang der 2020er Jahre zuerst in den Markt gehen, ist noch offen. So kann Asien z. B. eine führende Rolle einnehmen. Hierzulande wird es wahrscheinlich noch etwas dauern. Karsten Schulze plädiert für eine vernünftige und länderübergreifende harmonisierte Herangehensweise. Damit beim Wandel keiner zurückbleibt.
www.fdtech.de

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